43 Lebensmittel wurden diese mit Darlehenskassen scheinen bezahlt. Die dadurch geschaffene Situation ist mit der Zeit furchtbar geworden. Das Kartensystem ist längst eingeführt für sämtliche Nahrungsmittel und die Rationen sind lächerlich klein . . . Luxemburg muß sich mit eigenen Mitteln durchschlagen. Die Tuber kulose macht beängstigenide Fortschritte, der „Hunger typhus“ ist erschienen, und die Sterblichkeit, zumal der Kinder und Unbemittelten, ist entsetzlich groß. Alles fehlt, oder ist unerschwinglich teuer. Ein Stück Seife kostet 6 bis 8 Franken, ein Paar Schuhe 150 Fran ken, ein Herrenanzug 600 Franken usw. usw. . . Das Wenige, was bleibt, wird von deutschen Landstürmern offiziell über die Mosel geschmuggelt, denn die deutsche Obrigkeit hat den luxemburgischen Grenz beamten verbaten, die stets vollgepfropften Rucksäcke der deutschen Soldaten zu untersuchen . . . Soeben er halte ich die Nachricht, daß man in einigen Ortschaften des Landes seit drei Wochen ohne Brot ist. Ohne Brot! Die Beschränkungen der persönlichen Freiheit be drücken noch ärger die freiheitsliebenden Luxem burger, die den preußischen Drill nur vom Hörensagen kannten. Trotz der Versprechen des Generals Tülff von Tschefe, daß „idie persönliche Freiheit aller Luxem burger voll gesichert und geachtet bliebe“, nehmen Verhaftungen unid Deportierungen kein Ende. Abgeord nete, Bürgermeister, hochachtbare Bürger wurden weg geschleppt und ohne Verhör, ohne Entschuldigung wieder h einiges chiekt, nachdem sie wochenlang in preußischen Kerkern geschmachtet hatten. Andere wurden verurteilt — drei zum Tode — warum? Nie mand wird es je erfahren! Vor einigen Monaten, wäh rend eines Generalstreiks, wurden Arbeiter Luxem burger Fabriken deportiert und durch belgische Lei densgenossen ersetzt, öffentliche Versammlungen durch Maschinengewehre unterdrückt. Nicht nur die Eisenbahnen sind „gesichert“ — Tele graph, Telephon, Post, Straßen, Brücken, alles ist aus schließlich in Händen des deutschen Militärs. Fran zösische Zeitungen und die Blätter der Westschweiz Sind untersagt, die „Freie Zeitung“ kennt man dem