\ reichische Regierung, mit Hilfe eines Berliner Gelehr ten, einiges ans den Prozeßverhandlungen bekannt zu machen. Das Buch „Der Prozeß gegen die Attentäter von Sarajevo“ soll diesem Zwecke dienen und diesem Buch ein Vorwort zu schreiben, erhielt die Mission Herr Geheimrat Köhler. *) In seiner jüngsten Schrift über das Sarajevoer Attentat hat Herr Professor Köhler mit der ihm eigenen reichen Phantasie das serbische Volk mit Epi theton zu belegen beliebt, die man sonst nur in der schwarz-gelben Presse zu lesen pflegt. Er nennt es „nihilistisch, anarchistisch, terroristisch, gegen Gott und Welt und gegen jede Staatsordnung verschworen“. Ich erlaube mir auf diese und andere Reflexionen des gelehrten Professors über Serbien und seine vermeint liche Schuld kurz zu erwidern. Ich tue es zunächst aus dem Grunde, weil Herr Köhler selbst an einer Stelle seines Buches der ehemaligen Diskussion mit mir geldenkt. Außerdem sind die Urteile Köhlers über das Attentat von Sarajevo so grundverschieden von seinen aus der seligen Zeit vor dem Kriege vertretenen Auffassungen über Verbrechen und Strafe, über Ver ursachung und Verantwortlichkeit, daß man den jenigen, die geneigt waren, seinen früheren Lehren Glauben zu schenken, wohl das Recht einräumen muß, gegen die jetzigen journalistisch-tendenziös gefärbten Ausführungen des Herrn Professors Einspruch zu er heben. Der Verfasser des Buches sagt in seinem Vorwort, daß er den Gang des Prozesses nach den Stenogrammen dargestellt hat. Pestzustellen ist aber, daß es sich nicht um die vollständige, sondern nur um eine teilweise Wiedergabe von stenographischen Berichten handelt. Weder ist die Kontinuität bewahrt, die dem Leser er möglichen würde, ein klares und getreues Bild von den Verhandlungen zu gewinnen, noch sind die Aussagen von Angeklagten erschöpfend publiziert. Nur das erste Verhör der Angeklagten ist ausführlich wiedergegeben; *) Der Prozeß gegen die Attentäter von Sarajevo. Aktenmäßig dargestellt von Professor Pharos. Mit Einleitung von Professor Dr. Josef Köhler, Geh. Justizrat (Berlin 1918, R. v. Decker’s Verlag). 67