77 hinters Licht führen lassen. Sie wird wach und hart sein, kritisch unld bewußt. Sie wird nicht stumm bleiben. Sie wird nicht vergeben und vergessen, bevor sie den Sieg über die alte Welt erkämpft hat. Bann allerdings wird sie so gründlich vergessen, daß keine Erinnerung an die besiegte Generation übrig bleibt. Die Welt wird der blutbefleckten Schänder nicht ge denken, weder im Guten noch im Bösen. Es braucht nicht erst betont zu werden, daß das Wort „Jugend“ hier nicht nur im engsten Sinne ge braucht wird. Zur Jugend gehört alles, was so sehr unter der Unerträglichkeit des Heute leidet, daß es entschlossen zur Jugend steht. „Der Geist ist in uns Allen“ — heißt’s im alten Jenenser Rurschenliede. Der Geist läßt sich nicht töten. Wir glauben nicht daran, daß der Geist, der im letzten Jahrzehnt in der euro päischen Jugend lebendig war, für immer erstorben sein soll. Man erinnere sich. Seit der Jahrhundertwende gärte es in der Jugend. Ihre Gesundheit und Un verdorbenheit empörte siich gegen die greisenhafte Familiensimp el ei und die korrupten Lebensgewohn heit der Gesellschaft, gegen die materialistische Macht gier der' Politik, gegen die irreligiöse Religiosität, die ethische Doppelzüngigkeit und die bald skeptisch, bald brutal, bald idyllisch und bald preziös sich gebärdende Inhaltslosigkeit und Unverantwortllichkeit des öffent lichen geistigen Lebens. Aus dieser gesunden Em pörung der Jugend heraus entstanden die „Wander- vogeUdBiinde und andere Vereinigungen. Die Em pörung war zunächst mehr instinktiv als bewußt. Es galt zunächst nur eine mehr older minder radikale Selbstbefreiung, ein persönliches Sicbselbstwieder- finden, eine Wiedervereinigung mit der Natur, ein Sichbesinnen auf die elementaren Tatsachen des Lebens. Bald änderte sich das aber. Und die bewuß teren und geistigeren Elemente wiesen der Jugend Ziele und Aufgaben. Nicht im Sinne Irgend einer Parteipolitik, sondern im Sinne einer geistleib Mehlen Jugendbewegung, deren Wesen gerade darin bestand, die schöpferische Kraft der jungen Jahre so zur Ent