82 und klugen machen, es kann aber die schädlichen Wirkungen der Herrscherpersönlichkeiten bis zu einem gewissen Grade dadurch paralysieren, daß es ihre Herrschergewalt einschränkt, ihre Handlungen von der Zustimmung der Volksvertretung, das heißt einer solchen, die den wahren Volkswillen zum Aus druck bringt, abhängig macht. In krasser unid unheilbarer Form treten die Fehler und Schwächen des monarchischen Systems nur in den Ländern auf, wo weder die offene Despotie noch der wirkliche Ko ns titution alismus herrscht, wo der Absolutismus die Maske des Konstitutionalismus an genommen hat. Hier mangelt es an jedem wirksamen Ausgleich des verfehlten Systems, an jedem wirk samen Aushilfsmittel orientalischer und okziden- talischer Observanz. Ein Muselmann stritt mit einem Westeuropäer über die Vorzüge der verschiedenen Ehesysteme im Orient und Okzident. Der Muselmann lobte die Poly gamie, der Westeuropäer fand auch sein System er träglich: „La monogamie modifiee par l’adultere.“ So ist auch die Monarchie im Orient und Okzident zur Not erträglich, wenn sie dort „modifiee par l’assassi- nat“, hier „modifiee par le parlementarisme“ ist. Unerträglich wird sie erst, wenn diese Modifika tionen fehlen, wenn der Fürstenmord, als ultima ratio gegen Tyrannis, von dem allzu ehrlichen oder allzu sklavischen Volke verworfen, dagegen der Massen mord auf Befehl des Fürsten geduldig ertragen wird, — wenn der Wille des Volkes entweder gar nicht oder nur in verfälschter Form in einer sogenannten Volks vertretung. zum Ausdruck kommt, in Wirklichkeit aber schließlich der Wille des Herrschers, ausgeführt durch die Minister, die „Diener ihres Herrn“, die Geschicke des Landes bestimmt. Die Musterbilder aller Krankheiten des monar chischen Systems sind die Zustände in Deutschland und Oesterreich-Ungarn — in diesen scheinkonstitutio nellen Ländern, wo die Monarchie, ungemildert durch Fürstenmord oder Parlamentarismus, herrscht. Hier treten die Schäden des Systems so scharf und sicht