87 sprochen worden. Das Wort „Junker“ ist international geworden; es wird von allen Gebildeten beider Welt teile ohne Uebersetzung in die Landessprachen ver standen, ähnlich wie die Worte „Kaiser“ older „Kron prinz“. Nicht nur im Empfinden der neutralen und der zurzeit mit Deutschland im Kriege befindlichen Länider, sondern namentlich auch im Empfinden des deutschen Volkes selbst, lebt instinktiv die Idee, daß die Junker zu den Ursachen dieses Weltkrieges in mehr oder weniger direkten Beziehungen stehen und für seinen Ausbruch verantwortlich sind. Inwieweit ist dieses allgemeine Volksempfinden be rechtigt 1 ? In welchem Verhältnis stehen die preußi schen Junker zum Staate Preußen und wie erklärt sich, ganz allgemein gefragt, die tiefe Abneigung, die man den Junkern in der ganzen Welt entgegenbringt 1 ? Vielleicht ist es nicht ohne Interesse, in der gegen wärtigen Zeit nach zuverlässigen Antworten auf solche und ähnliche Fragen zu suchen. Jeder Staat hat eine Periode durchlebt, in der ein ausgesprochener Gegensatz zwischen dem Königtum und jener Klasse von Herrenmenschen bestand, aus der das Königtum hervorgegangen war. Theoretisch hatte das mittelalterliche Königtum den Zweck der Förderung des Volkswohls unter Hintansetzung der In teressen der Adelskaste. Jeanne d’Arc zum Beispiel kämpfte nicht nur gegen die englische Eroberung und Bedrückung, sondern namentlich auch gegen die auf sässigen Vaslallen des Königs von Frankreich, denn der König erschien ihr als die einzig mögliche Bet tung aus dem Elend der Kleinkriege und der Volks bedrückung durch Adel und Geistlichkeit. Dieser Kampf des mittelalterlichen Königtums gegen den Feudalismus war in Frankreich und Eng land mit Volkserhebungen beendet worden, die die Vorrechte des Adels beschnitten und die Staatsform mehr oder weniger demokratisiert hatten. Damit war in jenen Staaten die „Junkerfrage“ gelöst. Nicht so in Preußen. Unter dem ersten Preußen könig Friedrich I. waren die adeligen Rittergutsbesitzer östlich der Elbe zwar schon ebenso botmäßig geworden