106 * 1,111111 Berufung 1 erklärte von Roon iiunidweg, daß er „von der ganzen konstitutionellen Wirtschaft nie etwas gehalten habe.“ Fortan wird von Roon der einfluß reichste Mann am Hofe unld ein ausgesprochener Be günstiger der Junkerinteressen. Manteuffel und Roon, das heißt Militärkabinett und Kriegsministerium, setzen sich, wo immer sie können, in Widerspruch mit ihren liberal angehauchten Ministerkollegen unld mit den Kammern; bei der Be setzung der Offiziersstellen begünstigen sie das Junker tum in so ungerechter, herausfordernder Weise, daß selbst in konservativen Kreisen die Meinung aus gesprochen wurde, 'die ganze Heeresreform sei wahr scheinlich eine „Versorgungsanstalt für die Junker“. Durchaus charakteristisch für die wahre Gesinnung der Herren aus Ostelbien ist folgendes: Die Junker schäumten vor Wut auf, als die damalige liberale Mehrheit des Abgeordnetenhauses nicht alle Heeres forderungen glatt bewilligte. Zu gleicher Zeit aber verweigerten die Junker des Herrenhauses die Geld mittel für diese Heeresreform. Und warum 1 ? Weil diese Geldmittel durch die endliche Schaffung jener „Grundsteuer“ herbeigeschafft werden sollten, von der die Junker nie etwas wissen wollten; denn noch immer waren die Rittergüter grundsteuerfrei. Dem König so viele Soldaten als ihr wollt, aber . . . mit dem Geld der andern! Das war (unld ist noch heut) der Patrio tismus derer, die Preußen regieren. Die „neue Aera“ war glücklich besiegt unld Roon erreichte endlich die Berufung eines Mannes, der seit langem sein engster Freund war und einen so un geahnten Einfluß nicht nur auf die Geschichte Preu ßens und Deutschlands, sondern überhaupt ganz Euro pas ausüben sollte: Otto von Bismarck. Bismarck war schon von Friedrich Wilhelm IV. als Minister für das Kabinett Brandenburg vorge schlagen worden: der König soll damals diese Beru fung mit der Bemerkung abgelehnt haben: „Roter Reaktionär, riecht nach Blut; später zu gebrauchen.“ Diese Konstellation: Eine große liberale Oppo sitionspartei im Abgeordnetenhaus, mächtige, den