134 das nicht nur Italien, Serbien, Rumänien und Deutsch land interessiert, sondern 'das zugleich das Interesse Frankreichs unld Englands, ja den ganzen Rest Euro pas und der Welt im gleichen Maße angeht; daß es sich nicht nur um ein innerpolitisches Problem han delt, sondern um eine Frage der auswärtigen Politik, die im höchsten Maße auf 'die Entwicklung (der Ge schicke Europas nach dem Kriege einwirken wird. Es wirld niemand leugnen wollen, idaß zum Beispiel die Demokratisierung Deutschlands nicht nur eine innerpolitisohe Angelegenheit des deutschen Volkes ist, sondern daß damit die geschichtliche Entwicklung aller Nationen verbunden ist. Dasselbe gilt von der Demokratisierung Oesterreichs. Der Unterschied je doch besteht (darin, daß Deutschland in seinem homo genen *) Aufbau im Uebergang zur Demokratie sofort sein Gleichgewicht findet. Die staatliche Struktur Deutschlands als nationaler Staat birgt in sich keine Elemente, die eine Demokratisierung unmöglich er scheinen lassen, während für die Demokratisierung der österreichischen Länder die Vorbedingung ein Auflösen des Staatsganzen in seine ethnischen Ein heiten ist. Einige Beispiele sollen an dieser Stelle genügen, um das Bilid zu klären. Angenommen, die österreichische Reiehshälfte entschlösse sich für eine Autonomienpolitik: dies hätte zur sofortigen Folge, daß die Kroaten in Ungarn die Vereinigung mit ihren Stammesgenoissen in Oesterreich anstreben würden, um dieselben Rechte zu erlangen; angenommen, daß nach schweren Kämpfen auch das zustande käme, wer könnte die Serbo-Kroaten daran hindern, ihre ethnische Vereinigung mit Serbien anzustreben, dessen Konsti tution sicher dem Volkscharakter mehr entspräche als die Ausgleicbsmaßregeln, die Oesterreich gezwun gen wäre anzuwenden, ohne irgend ein Teil voll kommen befriedigen zu können. Dasselbe gilt für die italienischen Landesteile, deren Automomiebestrebun- gen immer auf den hartnäckigen Widerstand der Anderssprachigen, die in denselben Kronlänldern mit *) Ausgenommen natürlich Elsaß-Lothringen, die Polen und die Dänen.