188 speziellen Falle Bethmann - Hollweg notierten sie außerdem die ihnen von ihren professoralen Zuträgern (sie selbst beschäftigen sich nicht mit derartigen Stu dien) hinterbrachte Anekdote, daß Bethmann-Holl- wegs Großmutter — oder war’s die Urgroßmutter“? — von der Frau Rat Goethe ein „Hasenfuß“ genannt worden sei. Schlußfolgerungen lagen nahe . . . Wir gestehen, daß wir nur mit Widerstreben dem gestürzten Kanzler eine politische Leichenrede halten. Das Thema lockt, uns nicht und außerdem: man gerät dabei in allerschlechteste Gesellschaft. Wie ein Rudel von Schakalen, so heult die von den Kriegsgewinnern, 'Schwerindustriellen und agrarischen Lebensmittel wucherern ausgehaltene Meute der Schnorrer und Sehomalisten, besonders der tolle Graf Reventlow. Die „Fronde“ — seit Bismarcks Zeiten dauernide Staats einrichtung im Reich der Gottesfurcht und frommen "Sitte — hat wieder einmal gesiegt. Und sie schickt sich an, den neuen Kanzler entweder in ihren Dienst zu zwängen older aber das alte Spiel auch gegen ihn fortzusetzen. Wie gesagt, wir möchten nicht mit den Wölfen des deutschen Nationalismus heulen. Aber ebenso wenig möchten wir uns den reichsdeutschen und deutsch - schweizerischen Klageweibern anschließen, deren Tränen über den gefallenen Kanzler fließen wie das Bächlein auf der Wiese. Lasen wir da neulich in den „Basler Nachrichten“ einen Nachruf auf Bethmann, in dem wahrheitsgemäß konstatiert wurde, daß er keine Grundsätze gehabt habe. Aber wenn er auch keine Grundsätze gehabt habe, so sei er darum doch nicht etwa grundsatzlos gewesen. Beileibe nicht . . . Uns fiel ibei dieser selt samen Apologie Lord Byrons treue Geliebte, die Gräfin Guiccioli, ein. Als längst nach des Dichters Tode eine Biographie erschien, in der ausgeführt wurde, Byrons Haare seien in seinen letzten Lebensjahren etwas dünn, seine Beine etwas mager geworden, antwortete die Gräfin sehr gereizt: das sei nicht wahr; seine Haare seien nur etwas weniger dicht, seine Beine etwas weni ger fleischig gewesen . . .