205 nung für alle diejenigen sozlalistisohen Arbeiter und Intelligenzler ist, die dem Scheidemannseben Sozial patriotismus nicht mehr auf den Leim gehen wollen. Der revolutionäre Nimbus der schweizerischen sozia listischen Zirkel, die Internationalität des sozialisti schen Milieus in der Schweiz, dies alles erschien den deutschen Arbeitern eine genügende Bürgschaft da für, daß die Ideen von Zimmerwald wirklich eine Be freiung aus der unerträglichen Situation bieten. Doch statt Brot erhielten sie Steine. Die Zimmerwäldler überbieten sich gegenseitig darin, dem mit dem preu ßischen Absolutismus unzufriedenen deutschen Ar beiter die westeuropäischen Demokratien als viel schlimmer hinzustellen wie die Regierungen der Zentralmächte. Nur noch in der „Kreuz-Zeitung“ und in der „Deutschen Tageszeitung“ kann man in solchem ironischen und amoralischen Tone über obligatorische Schiedsgerichte und Demokratisierung der auswärtigen Politik reden hören, wie in den schweizerischen und deutschen Auslassungen der Zimmerwäldler. Die Zimmerwald-Doktrin ist die sozialistische Satisfaktion für die Propaganda eines Grafen Reventlow, sie findet in ihr nichts Verabscheuungs würdiges, — 'im Gegen teil, die Zimmerwäldler behaupten, daß die Painleve und Lloyd George nur heucheln und de facto eben falls Reventlows anderer Muttersprache sind. Der Zimmerwaldisimus und seine verhängnisvolle Wirksamkeit in Rußland ist bekannt. In Rußland ent stand eine Revolution, ohne Zustimmung von Herrn Nationlrat Grimm (was entschieden ein Akt der Un disziplin ist). Die Revolution war ihrem Wesen nach demokratisch, durch den Krieg gegen Deutschland verlor die Fremdherrschaft des deutschen Zarismus ihre moralische Macht. Nach (dem Prinzip „Divide et Impera“ schmuggelte die russische Zarenklique in die Revolution den Klassenkampf hinein. Durch künst liche Transportkrisen und Polizeibrutalität bei rein ökonomischen Streiks wollte sie eine sozialistische Be wegung inszenieren, die die demokratische Bewegung teilweise einschüchtern, teilweise durchkreuzen sollte. Das Gerechtigkeitsgefühl der* nichtproletarischen