14 209 mit dem deutschen Proletariat den künftigen Frieden zn schließen. Es wird immer unverständlich bleiben, daß Sie durch Vermittlung deutscher Militärinstanzen mit einer Regierung verhandelt haben, die ungerecht fertigt Tausende politischer Vorkämpfer der Freiheit im Gefängnis schmachten läßt, die zu gleicher Zeit, da Sie ihnen die linke Hand zu Friedensunterhand lungen bot, mit der rechten das Dekret signierte, das Friedenskundgebungen als Landesverrat ahndet. loh zweifle nicht, daß der unwiderstehliche Geist der russischen Revolution, die Ihr Landsmann Nevez- kovsky vorausgesehen, und von der er sagte, daß das alte Europa daran zugrunde gehen werde, in Mittel europa zu gewaltigen politischen Umwälzungen führen wird. Ich behaupte aber, daß Sie, indem Sie die im perialistischen Regierungen der Zentralstaaten legiti mierten, mit den russischen Revolutionär-Sozialisten zu verhandeln, dem deutschen revolutionären Prole tariat und seinen Führern einen denkbar schlechten Dienst erwiesen haben. Ich halte Sie für einen zu erfahrenen Politiker, als daß ich Ihnen Unkenntnis über das Verhältnis der deutschen Regierung zum Parlament, des Parla mentes zum Volk Zutrauen könnte. Die Geschichte des 1912 gewählten Reichstags und besonders die der deutschen Sozialdemokratie ist ein einziger Beweis für die Konservativität des nationalen Partikularis mus, der weit entfernt ist von der Anerkennung der Solidarität und Totalität der Menschheit. Die politische Taktik der Scheidemann, Ebert und David entsprach noch stets den Erfolgen der Strategie der deutschen Heeresleitung. Wären Paris und Calais erobert worden, so würde Herr Seheidemann wohl nie seine Schritte nach Stockholm gelenkt haben. Weder die Sklaverei der Zensur, noch die Ent ehrung der politischen Mündig’keit durch den Belage rungszustand hat die deutsche Sozialdemokratie zu beseitigen vermocht, und auch Herr von Hertling, der neue Führer des Triumvirates des „demokratischen Fortschritts“, hat in seiner Antrittsrede, die eher