229 W ARUM WILSON IN DEN KRIEG ZOG von Dr. Edward Stilgebauer. (Nummer 27, 14. Juli 1917.) Deutsche und leiider auch deutsohschweizerische Blätter haben die gewagtesten Hypothesen in die Welt gesetzt, um ihren gläubigen Lesern plausibel zu machen, aus welchen Motiven Woodrow Wilson in den Weltkrieg gezogen ist. Dort hieß es unter anderm: „Amerika kennt überhaupt keine wahre Neutra lität. Amerika ist eine Sklavin Englands und der Entente. Amerika wird beherrscht von skrupellosen Profitmachern, denen die für die Munitionslieferungen eingeheimsten Goldrollen über alle menschlichen und politischen Ideale gehen. Der Krieg wäre längst zu Ende, wenn nicht Amerika den Feinden Deutschlands Pulver und Blei, Kanonen und Granaten geliefert hätte. Amerika will England vom Untergang retten, damit es mit seiner Anleihe und seinen Forderungen an Großbritannien nicht zu guter letzt mit zugrunde geht. Amerika braucht ein Heer gegen Japan, und aus diesem Grunde benützt es den günstigen Augen blick, in den Weltkrieg einzugreifen und unter diesem Vorwand die allgemeine Wehrpflicht bei sich einzu führen.“ Kein Zweifel wurde laut. Grundsätze der Demokratie, Freiheit des Indivi duums und der Nationen, das waren alles nichts als hohle Phrasen, hinter denen de facto ganz etwas an deres steckte, und die 100 Millionen Amerikaner, ganz abgesehen von den Idealisten auf der östlichen Hälfte der Erde, die sich von solchem einfangen ließen, waren samt und sonders Esel. Hatte doch das Wölfische Tele graphenbureau, hatten doch der „Berliner Lokal anzeiger“, und, wenn ich nicht irre, sogar die „Nord deutsche Allgemeine“ und die „Voß“ in Berlin ihre Parole ausgegeben, die von vier- bis fünfhundert neu tralen Blättern an erster Stelle gedruckt wurde. Aber mir wollte das Vorgehen Wilsons nicht aus dem Kopf. Ich sann darüber nach. Es schien mir weder der