231 wieder: Nein! England und Deutschland führten Krieg, nicht Amerika mit einem der beiden Staaten, und der Seekrieg mußte sich in den Grenzen bewegen, die das Völkerrecht vorgesehen hatte, und diese Grenzen schlossen die Vernichtung neutraler und friedlicher Schiffe, ihrer Waren, des Lebens und Gutes ihrer Passagiere und Bemannung aus. Also Wilson hatte keinen Grund, sich solches bieten zu lassen. Und weiter fragte ich mich: Ist ein Vorwurf berechtigt, weil die Sympathien Wilsons, wie die der meisten Amerikaner, von vornherein mehr auf seiten Englands und Frank reichs, als auf der Deutschlands waren? Und meine Antwort lautete wiederum: Nein! Denn einmal sind Gedanken und Gefühle zollfrei,, und zu Sympathien oder Antipathien kann man keinen Menschen zwin gen, und dann hatten diese Sympathien in Wilsons und aller Amerikaner Charakter und Weltauffassung ihren tiefen Grund. England ist Demokratie und Frankreich ist Republik. Frankreich war das ange griffene und besetzte Land, England warf sich zum Anwalt des niedergetretenen Belgiens auf, Gründe genug für den englisch lesenden und redenden Ameri kaner, daß sein Herz bei der Entente und nicht bei den Zentralen war. Denn noch keiner, auch kein Deut scher, ging in das freie Amerika, um Berlin in New York und Potsdam in Washington wiedererleben zu wollen. Davon haben wir innerhalb der sohwarzweiß- roten Grenzpfähle über und über genug. Nachdem ich solcherlei festgestellt hatte, blätterte ich in einem Büchlein, das mir in diesen Tagen der gütige Zufall gerade aus diesem Amerika auf meinen Tisch fallen ließ. Es betitelt sich „The Basis of Durable Peace“ und ist von einem pseudonymen Kos mos im Auftrag der „New York Times“ geschrieben worden. Es enthält im großen und ganzen die prak tischen Vorschläge für eine internationale Vereinigung der Völker, die auch Woodrow Wilson in seinem be rühmten Friedensprogramm macht. Ich las des weiteren den englischen Originaltext der großen Rede, die Wilson gewissermaßen als Rechtfertigung der amerikanischen Kriegserklärung im Kongreß vor-