Streben nach der militärischen Methode des natio nalen Schutzes ein Irrweg gewesen ist, 'der so schnell wie möglich verlassen und durch die „synthetische“ Methode statt der analytischen Methode, das heißt also durch Verständigung, Kompensation, Föderation, an Stelle der Maohtkonkurrenz ersetzt werden muß. Vor kurzem wurde in deutschen Zeitungen Alarm geschlagen, daß England sich an der Küste der bal tischen Ostseeprovinzen festsetzen wolle. Wahrschein lich würde niemand in England an solche Garantien gedacht haben, wenn nicht von unseren annexionisti- schen Kreisen unablässig der Besitz der flandrischen Küste als Garantie gefordert worden wäre. Sieht man nun vielleicht, wohin all dies ganze Garantiestreben führt? Daß jede Mine ihre Gegenmine, ja vielleicht sogar ein ganzes Feld von Gegenminen hervorruft? Selbst wenn England niemals an eine Position in der Ostsee gedacht hat oder denken wird, so ist doch klar, daß eine deutsche Besetzung der flandrischen Küste sehr wahrscheinlich dazu führen würde, 'daß die all gemeine Wehrpflicht in England nicht wieder abge schafft, sondern weiter ausgebaut würde: eine große Reihe von Freiheiten im britischen Weltreich, die uns früher bewilligt waren, würden auf Grund jener gegen England gerichteten Drohung nicht wieder hergestellt werden, ganz abgesehen von den Garantien, welche die andern Mitglieder 'der Entente gegenüber solcher deutschen Machtverstärkung ausbauen würden. Das Ende unserer flandrischen „Garantie“ also würde nur sein, daß unsere eine Garantie durch die Gegen garantien der andern nicht nur wettgemacht, sondern sogar übertrumpft werden würde. Es ist eines der allerunbegreiflichsten Dinge im gegenwärtigen Deutschland, daß es gerade den gebil deten und einflußreichen Kreisen unseres Volkes, die sich fortwährend auf den Wirklichkeitssinn berufen, anscheinend immer noch an der einfachsten Fähigkeit gebricht, sich in die Tatsache hineinzuleben, daß der, der in der Mitte sitzt, nicht nach Macht, sondern nach Recht schreien und der Welt das Beispiel des Rechts willens geben muß, wenn er nicht eines schönen Tages 283 - -■ ----- WZ7:t, ^