300 seinen Berechnungen auf die Niedertracht und Un moral, auf die Degradation der Welt, auf das Schimä rische uneinträglicher Handlungen, auf die Allmacht des skrupellosesten Machiavellismus — alle diese wei gern sich anzunehmen, daß es irgendwo eine anstän dige Gesinnung gebe, und sie legen Wilson lieber die einfältigsten, gerade auch vom kapitalistischen Stand punkt aus einfältigsten Motive unter, ehe sie an die Reinheit und Xdeenhaftigkeit der Politik des Präsi denten und an seine bedeutende Trennung zwischen deutscher Regierung und deutschem Volk glauben. Dazu kommt noch das Weitere und methodisch Ver ständlichere, daß beim deutschen Sozialisten, gerade auch beim unabhängigen, die marxistische Denk gewohnheit: stets wirtschaftlich zu erklären und den Geist lediglich als Ueberbau, als Ausrede, Ideologie, zum mindesten als abhängiges Produkt wirtschaft licher Klasseninteressen zu erklären, prinzipiell gegen jede Ausnahme von dieser Geschichtserklärung miß trauisch macht. Von hier aus ist auch das Gefühl und die Ueberzeugung gerade der besten international so zialistisch gebliebenen Kreise zu würdigen, daß in dem vorliegenden Konflikt überhaupt nicht der Sieg irgend eines Gegenwartsstaates zu wünschen sei, sondern baldmöglicher Frieden bourgeoiser Verständigung, damit weder die Rechtsanwälte der Entente mit ihrem demokratisch, noch die Junkerkaste Deutschlands mit ihrem aristokratisch paraphrasierten Imperialismus ans Ziel gelangen; die zurückkehrenden Arbeiter aus den Schützengräben, deren Leben wichtiger ist als das idealste Kriegsziel einer bourgeoisen Entente, werden nach diesem Frieden schon den echten Krieg und echten Sieg beginnen. Vielleicht muß man diesem Streben recht geben, sofern man überhaupt gründlich an ein Endziel glaubt. Aber wenn dieser Anschauung nach die Entente und Preußen gleichmäßig fleurs du mal sind, so gibt es doch Unterschiede. Preußen ist schlechthin der Unter gang, Unterdrückung jeder Demokratie, und ein so fortiger Friede, wie ihn etwa Grimm wünscht, wäre Preußens fast ungeschmälerter Fortbestand, während