XII
un!d Roon, der Hindenburg, Luldendorff, Tirpitz und
Reventlow waren gekommen.
Einer starken freiheitlichen Entwicklung im Wege
stand auch die kleinbürgerliche Kurzsichtigkeit jener
deutschen Demokraten, die 1848 das Bündnis mit den
Tschechen ablehnten wie ihre Väter und Ahnen es
zur Zeit der französischen Revolution und der Hus
sitenkriege nicht suchten. Statt die Tatsache einzu
sehen, daß die Völker deutscher Sprache seit 1871 der
Doppeldespotie eines Kaisers in Berlin und eines Kai
sers in Wien und deren gemeinsamen Kabinetten aus-
geliefert waren; statt mit der slawischen Opposition
Oesterreich-Ungarns sich zu verständigen, hielt die
deutsche Sozialdemokratie (die einzige prinzipielle
Oppositionspartei) an jener Tradition der 48er Jahre
fest, nach der die Tschechen und Balkanslawen nicht
revolutionsfähig waren, weil dem Plangermanismus
ihre slawisches Wesen und der marxistischen Wirt-'
schaftsildeologie ihre unentwickelte agrarische und
handwerkliche Praduhtionsstufe widersprachen. Von
Marx und Lassalle über Liebknecht und Bebel bis
zum Ausbruch (der russischen Revolution betrachtete
man Oesterreich als „Schutzwall gegen den Zarismus“,
als „Prellbock gegen den Panslawismus“, ohne inner
halb des offiziellen Oesterreich zwischen unterdrückten
und unterdrückenden Strömungen sehr zu unterschei
den. Die freiheitliche Auffassung, Pakt und Solidarität
mit der Donauoppostion entsprachen der nationalen
Ueberhebung und dem Dogma nicht. Merkwürdig
genug! Die Doktrin unserer sozialpatriotischen Wirt
schaftsrebellen war Frankreich entliehen, und doch
vergaßen sie, daß dort seit 1793 der Feudaladel ge
brochen war, in Deutschland und Oesterreich aber
nicht. In Deutschland unterschätzten sie das Junker-