74
mien Deportierten, fast alles nur mehr arme Frauen
und Kinder, sind 150,000 übrig geblieben, die anderen
300,000 waren gleich an Ort und Stelle massakriert
worden. Diese 150,000, die dort unter Hunger und Qual,
ihrer Angehörigen beraubt, ihr Leben fristen, wurden
bisher, um nicht Hungers sterben zu müssen, von den
Amerikanern mit Lebensmitteln versorgt; aber da
diese jetzt von ihnen abgesohnitten sind, fragt man
sich voll Grauen: Was wird nun aus diesen Ueber-
lebenden werden? Werden die Deutschen, die augen
blicklich allein von allen zivilisierten Völkern noch
Einfluß auf die Türken haben und nicht nur Einfluß,
sondern die ganze Macht, wirklich schweigend mitan
sehen, wie arme, zu Tode gequälte Frauen und Kinder
langsam dahinsieohen müssen? Oder werden sie end
lich für diese letzten Armenier helfend eins ehr eiten,
wie es ihre äußerste Pflicht schon lange gewesen
wäre? Hoffen wir es um des deutschen Namens willen!
DIE SCHANDUNG DER JUGEND
von Bruno Goetz.
(Nummer 47, 22. September 1917.)
Dresden. Ein löjähriger Dienstknecht und ein 13jäh-
riges Schulmädchen hatten sich vor der Dresdener Jugend
strafkammer zu verantworten. Beide Angeklagten entnahmen
das Mittagessen aus der örtlichen Volksküche. Die bei der
Vorausbezahlung erhaltenen Karten fälschten sie, indem sie
die darauf stehende Portionszahl wegradierten und durch
eine größere Zahl ersetzten. Als Triebfeder zu ihrer Hand
lungsweise bezeichneten sie den Hunger, sie und ihre An
gehörigen würden keinen Tag satt. Das Gericht verurteüte
den Knaben zu zehn, das Mädchen zu zwei Tagen Gefängnis.
Leipziger Volkszeitung vom 2. August.
Auerbach im Vogtland. Da die Felddiebstähle trotz
öffentlicher Warnungen und Strafdrohungen immer mehr
überhand nehmen und in der Hauptsache Schulkinder als
Täter in Frage kommen, hat die Bezirksschulinspektion ver
fügt, daß die Strafmittel der Schule mit aller Strenge gegen
solche Kinder in Anwendung gebracht werden.
Leipziger Volkszeitung vom 3. August.
Was wollen die Schänder der Jagend noch?