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Spruchorgan der Hofkamarilla wurde und die bis zra
den Tagen des Herrn von Hammerstein (September
1895) die Brut- und Geburtstätte der Berliner Hof-
skanjdiale igelblieben ist. Wer Preußens wirkliche (das
heißt nieht offiziell verfärbte) Geschichte studieren
will, muß die „Kreuz-Zeitung“ studieren; sie ist länger
als ein halbes Jahrhundert, die maßgebendste Ge
schichtschreibung Preußens von, der Kehrseite her ge
wesen; sie hat auch heute ihre Bolle noch nicht aus
gespielt. Wenn ihr auch der Skandal Hammerstein
arg geschadet hat und sie heute nicht mehr das aner
kannte Organ der Hofpartei ist wie in den Tagen des
seligen von Gerlach, so ist sie doch das maßgebende
Sprachorgan der noch immer in Preußen maßgeben
den Junkerpartei geblieben.
„Sämtliche Könige sind unfähig zu regieren, wenn
man sie nicht mehr für von Gottes Gnaden hält“, das
war das Dogma der Junkerpartei, und der König hörte
es nach der Bevolution noch lieber, als zuvor. Unter
dieser Voraussetzung mußten die Beratungen des
Frankfurter Parlaments zum Possenspiel werden. Des
deutschen Volkes Kaiserkrone, die dem König von
Preußen von diesem Parlament angetragen wurde, er
schien denn auch den Junkern als „eine schmutzige,
von Bevolutionären überreichte, unten wenigstens rot
gefütterte Narrenkappe“, wie Herr von Gerlach das
so elegant ansdrückte. Noch eleganter und kategori
scher drückte sich Friedrich Wilhelm IV. selbst aus:
er nannte die deutsche Kaiserkrone des Frankfurter
Parlaments „eine Schandikrone“ und „ein Halsband
des Leibeigenen im Dienste der Bevolution“. Es war
den Junkern nicht schwer gefallen, dem König und
seinem Anhang klarzumaohen, daß die große deutsch-
nationale Bewegung und die Idee eines demokratischen
deutschen Kaisertums nur das Werk weniger Fran
zosen, Polen und (natürlich!) Juden war. Der damalige
„Kreuz-Zeitungs“-Bedakteur Wagner bezeichnete in
seinem Staats- und Gesellschaftslexikon die „Kaiser-
macherei“ als „ein jüdisches Geschäft“.
Nach der Knebelung der Bevolution und dieser
gottesgnadentümeilnden Ablehnung der deutschen