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von nun an nicht mehr einen Vorrat an Waffen,
sohdern ein zum Arsenal urnge schaffenes Laüd, in
dem alle Unhewehrten Rüstung schmieden. Rüstung
aber besteht aus jedem erdenklichen Stoff, den die
Erde erzeugt.“ Also: „Mobilmachungspläne für den
wirtschaftlichen Felldzug“ und den kommenden Krieg.
Denn der heutige Krieg, „wie er auch ansgehen mag,
wird keiner einzigen Macht ihre letzten Wünsche
stillen, ja nicht einmal einer einzigen ihre Opfer voll
ersetzen. Wohl aber werden zu den alten Haßgefühlen
neue, durch Schuldfragen geschärfte, erwachen. Der
Nationalismus erwacht nicht nur neu auf politischem,
sondern vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet.“
Der Weg des Willens.
Vom deutschen Volk rühmt Herr Rathenau wie
von einem Rennpferd, daß es „bis an die äußerste
Grenze der Kraft jede geforderte Leistung hergibt“.
„Pflichtbewußtsein ist nicht der Ausdruck dieses Ver
hältnisses, noch weniger ist es blinder Gehorsam, weil
freie Neigung mitspricht, am nächsten ist es kindlicher
Folgsamkeit verwandt“. Wir wissen es, leider. In
einem solchen Volke ist jede Mystifikation, sogar ein
Walter Rathenau möglich. Denn man lasse sich nicht
täuschen; er mystifiziert so bewußt, wie er im Früh
jahr 1915 in einer Halle der A. E. G. die Leichenfeier
seines Vaters zelebrierte.
Rathenau weiß: „Der Mangel an Stabilität, die
Leberraschungsgefahr, die aus plötzlich auftretenden,
undurchsichtigen uhd undurchdachten Zielen entsteht,
verbunden mit stärkster militärischer Macht, feudaler
Atmosphäre und der fast widerstandslosen Lenksam
keit eines vertrauensseligen Volkes: das ist die Gruppe
der Voraussetzungen, die unsere Gegner mit dem
Namen Militarismus bezeichnet haben.“ Doch das hin
dert ihn nicht, diese Mächte für seinen Ehrgeiz aus
zubeuten und dadurch die Nation weiter zu verdäch
tigen. Er weiß: „in Europa leben heute wohl tausend
Menschen, deren Augen sehend geworden sind. Sie
tragen in sich den Maßstab einer neuen Wertung und
mehr: ihnen ist der verhängnisvolle Blick verliehen,