11 sondern vor allem Menschliches sieht, wird wild vor der Unbescheiden heit, vor der aufdringlichen Unverschämtheit höchsten Grades, wenn er sieht, wie Unbeteiligte mühelos der russischen Revolution lyrisch oder wohlwollend auf^die Schulter klopfen. Es ist nicht die Zeit, weise Worte über die Gemeinschaftstat eines Volkes zu sagen; es ist nicht die Zeit, Dynastenhistorie zu erzählen; es ist nicht** die Zeit, den Leser oder den Hörer mit der Feststellung von Erfolgen zu unterhalten, zu denen er nichts selbst getan und gegeben hat! Denn da drüben geschah nichts unerwartet Plötzliches. Aber auch nichts von dem Narrenchaos, das bequeme hämische Propheten ansagten. Um die neue, höhere Menschheitsordnung im Osten hat das edelste Blut dieses Landes mehr als ein halbes Jahrhundert lang gekämpft. Durch Jahre hin durch haben Hunderttausende ihr Haus, ihre Familie, ihr Vermögen, ihre Bequemlichkeit, ihre Genüsse, ihre Sicherheit, ihr Leben für nichts erachtet, um der Hingabe willen an ein Gebild aus dem Geiste. Diese wahrhaften Freiwilligen, die ihr Gesetz diktiert fanden von der Bruderliebe, schufen an der Verwirklichung einer Idee. Diese wahrhaft Tapferen waren nicht gedeckt|durch Befehl und Massenzwang, sondern jeder wußte sich in jedem Augenblicke des Lebens ungeschützt, preisgegeben. Sie waren gestützt nur auf das Vertrauen zu ihrem Gewissen, auf ihren festen Willen zur Unbe dingtheit, auf ihren Glauben an die dereinstige Leibwerdung ihrer Idee, auf ihren Glauben an die neue Auferstehung des Geistes auf Erden. Sie waren gestützt auf ihren Glauben an die Heiligkeit des Mitmenschen. Derweile war in den andern Ländern der Erde Entmutigung, Skepsis, Erörterung und Erwerb von bloßen Methoden, denen der Antrieb des Geistes längst in Vergessenheit geraten war. Aber der Puls dieses neuen Leibes der Menschheit aus dem Geiste klopft [ so laut, daß ihn die ganze Erde hört. Einer, der einst Umstürzler hieß, jetzt zur Hilfe am Aufbau seines Landes gebeten: Krapotkin, zeigt in seinem Buch Gegenseitige ZHitfe (Abschnitt Gegenseitige 9£i(fe im ‘Ulitiefaffer), wie im 12. Jahrhundert eine ungeheure Freiheitswelle über Europa stürmte; die Schöpfung von Bünden, Gesellschaften, Gilden, freien Städten, Kommunen. Diese Geistwanderung über die Völker war Jahrhun derte lang vergessen, und nur die Dome und die großen Bauten der Städte sind uns als erstarrte Zeichen der Geistesglut zur Gemeinschaft geblieben. — Es kann Zeiten geben, in denen die Besinnung des Menschen zum Geistigen schläft; unser Wesentlichstes, unser Brudertum und unsere Ge meinschaft kann verfressen und vergessen werden. Aber der Geist kann