3 ihnen bekämpften Leiter ihrer Todesschicksale. Doch selbst die bescheidene Forderung des Klassenkampfes ist eine sehen historische Forderung, und sie ernsthaft zu stellen und laut auszusprechen war nur möglich in einer Zeit von verhältnismäßig großer Freiheit. Das alles geht heute nicht mehr, das alles hilft heute nicht mehr, das alles gilt heute nicht mehr. Wie billig, bequem und roh, wie unverantwortlich und menschenunwürdig: alle unsere Er wartungen, Hoffnungen, unsere drängendsten Aufgaben abzuschieben auf das organisierte Proletariat! Wie aussichtslos verrucht der feige Wunsch: den organisierten Arbeiter einzuspannen als todgeweihtes Tier in den Beutezug unserer Änderungslust — und dann tatenlos von ferne zuschauen, wie der Verhungerte noch im Maschinengewehrtode für uns siegt! Aber das wird nicht sein. Wir müssen höher und viel tiefer steigen. Die nächste lebendige For mel über den Erdball hin, die den Menschen wieder in die Mitte des Lebens fordert, heißt heute: Sklavenaufstand. Schon heute, noch mitten im Krieg, finden wir es merkwürdig, und nach dem Staub der subalternen Registraturen schmeckend, daß man frü her jene Bewegungen, die auf eine höhere Ordnung der Erde hinzielen — Ziele, die heute jedem Spießbürger sehnsüchtig klar scheinen — mit un positiven Schreckbezeichnungen benannte. Der französische Gewerkschafter Lagardelle hat (mit Parteinahme für die Gewerkschaft) die Ziele zweier gesellschaftskritischen Bewegungen gegenübergestellt, das des klassen kämpfenden Syndikalismus auf der einen Seite, und ihm gegenüber das der unbedingten Freiheitsforderung. Nach seiner klaren Formulierung gilt für den Syndikalismus: «Die soziale Frage ist eine Arbeiterfrage. Der Feind ist der Angehörige der andern Klasse. Das Ziel wird durch Entwicklung des Klassenbewußtseins erreicht. Der Ausgangspunkt ist das Interesse der Gesamtheit.» Dagegen gilt für die Freiheitsbewegung: «Die soziale Frage ist eine Menschheitsfrage. Der Feind ist der befehlszwingende (autoritäre) Mensch, zu welcher Klasse er auch gehört. Das Ziel wird durch Entfaltung des Menschheitsbewußstseins erreicht. Der Ausgangspunkt ist das Einzel interesse. » — Man sieht bei beiden Richtungen ihre menschheitlichen Qualitäten und ihre staubigen Einseitigkeiten. Heute geht uns die Diskus sionsnervosität vergangener Denkschlachten nichts mehr an. Wir haben zu Fürchterliches durchgemacht und mit angesehen auf dieser Welt, als daß uns der Satz «Ausgangspunkt ist das Einzelinteresse» nicht heute kindlich blödsinnig erschiene. Wir haben zu große Hoffnungen für die Zukunft, als daß wir nicht das Wort: «Ausgangspunkt ist das Interesse der Gesamtheit»