13 Gugen ßewin= Q)orscß: DER HERR DER NATUR Wir wissen, daß eine mit höchster Bewußtheit organisierte Grausamkeit unablässig am Werke ist, die zur inneren Übereinstimmung mit sich selbst und zur Geistigkeit bestimmte Gestalt der Menschheit zu verwunden und zu ver stümmeln ; und gleichzeitig glauben wir zu sehn, daß die Natur als ein Sinnbild des ewigen Friedens, als die sichtbar gewordene Idee der Einheit und als die Verkündigung des höheren Zusammenhanges alles Lebens sich vor uns hinstellt. Wem das Entsetzen und der zur Regel gewordene Schrecken des gegen wärtigen Schicksals durch eine beständige Vergegenwärtigung und durch eine von dem moralischen Gewissen aufs strengste geforderte Verdeutlichung dieses Leidens zum Besitze seines eigenen Lebens und Leidens geworden ist, der wird das reine und in jedem ihrer Teile geschlossene, ästhetische Bild der Natur wie einen unerbittlichen Vorwurf und eine unabweisbare Anklage empfinden müssen. Denn dieses Bild täuscht einen Frieden vor, der aus uns selbst geschwunden ist und bringt uns einen Genuß des Daseins in Erinnerung, zu dem wir die Kraft und alles Recht verloren haben. Als ob sich eine dunkle Wolke vor das leuchtende Gestirn des Geistes gestellt hat, entfaltet sich das Leben der Menschen in Schuld und Selbstzerstörung — der selben Menschen, auf die sich einst der Glauben richtete, daß sie durch die Kraft ihrer Vernunft, durch die ursprüngliche und überlegene Be stimmung ihres geistigen Wesens dazu berufen seien, die jetzt als Vorbild auftretende Natur zu überwinden, sich über ihre ungeistige Gesetzlichkeit zu erheben, die blmde Macht des Schicksals durch ununterbrochene, schöpfe rische Handlungen zu vernichten, sich selbst in Freiheit zu setzen und von dem Licht ihrer Erkenntnis das Licht des Himmels überstrahlen zu lassen. Aber die Fähigkeit zu erkennen und bewußt zu wollen, richtet an den Menschen in jedem Augenblicke seines Daseins die Frage der Wahl und der Entscheidung über sich selbst. Denn gerade weil er diese Kraft besitzt, vermag er durch einen verkehrten, ja zur Verschuldung hinführenden Gebrauch noch unter die Natur selbst, über die er sich stellen sollte, tief hinabzusinken. In ihr ist gar nichts anderes wirksam als jene sich in einem unendlichen und ziellosen Kreislauf erneuernde und wieder zerstörende Lebenskraft, als das ungeistige Gesetz, sich in ihrem kosmischen Bestände durch einen unablässigen Ausgleich aller Kräfte zu erhalten. Sie ist ganz und gar nur das, was sie in jeder einzelnen ihrer akzentlosen Zustandsver änderungen ist. Sie trägt in sich selbst keine Idee und keine Forderung,