17 im Unterschied zur wissenschaftlichen — durch die Symbole ihrer Einheit und ihres Friedens die idealistische Sehnsucht des Geistes, der diese Schön heit selbst erzeugt hat, nach den ewigen Zielen seiner Bestimmung aus. Aber diese Sehnsucht ist noch keine Tat; und jene Schönheit der geist und menschgewordenen Natur wird zum Verhängnis, wenn sie uns nicht zum Aufbruch, zur strebenden Bewegung, zur Handlung aufruft. Höher als alle ästhetische Anschauung der Natur, die uns das mensch- heitliche Wesen symbolisiert, unendlich höher steht die sittliche Aufgabe: dieses Wesen durch unausgesetzte, immer von neuem rein aus ihrem Urquell entspringende Tätigkeit wirklich werden zu lassen und in der Bildung mensch licher Gemeinschaft darzustellen. Von dieser höheren Stufe der Erkenntnis aus ist die ganze Natur, der in Zeit und Raum unendliche Kosmos einzig und allein des handelnden Menschenwesens wegen da als Material seines Willens, dem alle Schicksalsmächte zur Unterwerfung unter den Geist über- antwortet werden. Nicht zum Kampfe gegen sich selbst darf der durch Vernunft erleuchtete Wille der Menschheit gerichtet werden, sondern allein zum Kampfe gegen den Ungeist der Natur, deren Gewalten in dem Augen blick von ihrer eigenen Blindheit erlöst werden, in welchem sie in den Dienst der moralischen Menschheit gebannt worden sind. — Das gegenwärtige Schicksal hat alle Energien des Menschengeschlechts auf die Vorbereitung des Unterganges gerichtet und in das Gegenteil ihrer wahren Bestimmung verkehrt. Die Idee der Menschheit ist der brutalen Verhöhnung und dem Fluch der Erniedrigung ausgesetzt. Die ungeistigen und naturhaften Zerlegungen des an sich einheitlichen Geistes haben die Macht an sich gerissen und sind zu den gebietenden Bestimmungen unseres Schicksals geworden. An Stelle der Liebe, die alle Trennungen überwindet, menschheitlichen Zusammenhang erschafft und Gemeinschaften des Geistes bildet, ist Haß und Zwietracht getreten, aus deren dunklem Raum die Not der Einsamkeit und der Verbrechen geboren wird. Aber der Geist der Menschheit, so sehr auch das Leiden ihn entstellt und verwundet hat, ist gleichwohl wach und wartet. Aus dem Widerspruch zur Macht des Ungeistigen wächst seine Kraft zur Tat an. Mitten auf dem verwüsteten Kampfplatz der Zerstörung selbst richtet er sich auf, um sein Werk der Liebe zu beginnen. Mitten unter den Völkern, die nichts als ihre Gegensätze vor den Augen haben, wird er sich in einer einigen und freien Gemeinschaft entfalten, die ganz und gar von seinem reinen Wesen erfüllt und verklärt ist und aus diesem Reichtum des Willens heraus das Chaos der Vergangenheit zersprengen wird.