20 von seiner Bank, richtet sich hoch auf und winkt lebhaft und freudig lächelnd nach dem Hintergrund des Auditoriums. Dort, etwa in der zehnten Reihe, sitzt der Vater des Angeklagten, der Abg. Dr. Viktor Adler. Er bemerkt die Bewegung des Sohnes. Sofort erhebt er sich und erwidert kopfnickend und winkend diesen Gruß. Zwei Sekunden später beginnt der Präsident mit der Kundmachung des Erkenntnisses, durch das Friedrich Adler zum Tode verurteilt wird.“ Daran mußte ich am Abend in der ,Zauberflöte' plötzlich denken, als Tamino und Pamina ihren Rundgang durch die Feuer- und Wasserprobe machten. In der über dem Abgrund schwebenden Heiterkeit dieser Musik spiegelte sich mir Fritz Adlers Gesicht.“ * Cßarfot offraßer: ün Vößcer zerrissen. (Novelle. Schriften für schweizer Art und Kunst. Verlag Rascher & Cie., Zürich.) Keine Erzählung, sondern die individualpsychologische Beschreibung eines Zustandes: Auf-und Abschwellen der Ausbrüche eines Kriegsfeindlichen inmitten der Umschließung des Krieges. Genaueste Aufzeichnung (durch fast klinisch geschulte Darstellungsmittel) des Auseinanderklaffens von Gefühl, Wissen, Massenstimmung eines allen Völkern Verwandten. — Dieser Monolog ist offensichtlich zu Beginn des Krieges entstanden; der Verfasser sah sich gewiß damals mit der unabhängigen Hochherzigkeit seiner Absichten isoliert inmitten der großen Woge von kriegsfreudiger bürgerlicher Literatur. Daher bleiben in seiner Darstellung die führenden Ideen noch allzuschüchtern zurückgehalten, und die Entscheidung zu ihnen wird dem Leser überlassen. Heute, wo trotz mächtiger Erstickungsversuche wahres Menschentum in allen Ländern ein Echo findet, würde Straßer die Dinge wohl lauter und ent schiedener sagen. — Höchst anerkennenswert der Verzicht auf angemaßte Kunstmittel; Straßer wollte offenbar weder erzählen noch dichten, sondern durch den Mund eines gequälten Menschen seine brüderliche Gesinnung aus sprechen. * ‘Pauf ^Wiegfer: Figuren. (Verlag der Weissen Bücher, Leipzig. 1916.) Paul Wiegier hat als Neunzehnjähriger eine vollendete Beschreibung der Philosophie im neunzehnten Jahrhundert (von beinahe Lexikonumfang) gegeben. Er entzückte später uns (Ahnungslose!) durch eine kleine Schrift über den Enthusiasmus französischer „Rebellen“. Er war ein aufregend vollendeter Über setzer von Jules Laforgue. Man sieht, er sucht die geistigen Anstösse. Die Zeit war so öde, dass uns Jungen ein Mann schon Kamerad schien, der das Geistige nur nannte. In diesem neuen Buch „Figuren“ werden Menschen beschrieben, als seien sie Stilleben für ältere Maler: Austern, Äpfel, Schüsseln, unter denen nur der Tisch ein wenig wackelt. Der Gipfel des Protestes gegen Änderung der Welt. Er macht keinen Unterschied in der Rangordnung: Cagliostro; Andre Gide; ein Schreckens-