16 Baueir: Gewiß doch. Der Soldat schwört beim Kreuz und den Evangelien, für Thron und Vaterland sein Leben einzusetzen. Fremder: Aber ich meine, das sollte man nicht tun. Bauer: Was nicht? Fremder: Man soll nicht schwören. Bauer: Wie soll man nicht schwören, wenn es im Gesetz steht. Fremder: Nein, im Gesetze steht es nicht. Im Gesetze Christi heißt es ganz klar: Du sollst überhaupt nicht schwören. Bauer: Oho! aber die Priester? Fremder (nimmt das Buch, schlägt auf, sucht die Stelle und liest): „Es ist gesagt worden: Du sollst deinen Eid halten, Och aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sofft. Eure Rede sei: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matth. V. 34, 37.) Nach dem Gesetz Christi darf man also nicht schwören. Bauer: Aber ohne Eid, da gäbe es ja überhaupt keine Soldaten. Fremder: Wozu braucht man denn die Soldaten? Bauer: Wozu? Wie wird das aber, wenn unseren Zaren fremde Zaren überfallen — was dann? Fremder: Die Zaren fangen selbst Streit an, da sollen sie auch selber miteinander fertig werden. Bauer: Ja — a! Wie ist das möglich! Fremder: Es ist so: Wer an Gott glaubt, der wird keine Menschen töten, man mag ihm sagen, was man will. Bauer: Warum hat also der Pope in der Kirche den Erlaß ver lesen, als der Krieg begann, alle Reservisten müßten sich stellen? Fremder: Das weiß ich nicht, ich weiß nur, daß es im sechsten Gebot ausdrücklich heißt: Du sollst nicht töten. Es ist also verboten, daß ein Mensch den anderen töte. Bauer: Das ist im Frieden. Aber im Krieg geht es nicht. Da sind die Feinde da. Fremder: Nach dem Evangelium Christi gibt es keine Feinde, man soll Alle lieben (schlägt das Evangelium auf und sucht). Bauer: Lies doch vor! Fremder (liest): „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig.“ Und dann heißt es auch: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber