finden, zu bereuen und nicht schleunigst wieder friedlich zu sein. Sie sehnen sich, das Banner des Krieges sogleich als Fahne des Friedens wieder zu entrollen. Trotzdem glaube ich daran, es könnte gelingen, wenigstens den ersten Einzugstag zu einem erhabenen Tag der Warnung zu machen. Es könnte gelingen, das Gewissen dafür zu wecken, daß es nicht eine Gelegenheit der Begeisterung werde wie jener erste Tag des Krieges. Dies aber würde schon viel sein; denn er bliebe als ein Vorbild stehen, als ein Vorbild künftiger Gedenktage, die ihm bald mit Sicherheit folgen würden wie ihrem Führer, und die wir nicht wie Sedantage feiern, sondern die wir trauern. Für solche Wandlung des Einzugstages müßten alle diejenigen sorgen, deren kleines Land sich quer durch diese Kriegserde erstreckt, und die, entgeistert vom Beginn der Schandtaten, beseelt von neu nachwachsender Menschlichkeit, nicht sogleich wieder frech in die Sonne des Friedens starren können. Ihre Versammlungen, nicht in schwarz ausgeschlagenen Sälen, weil ihre Trauer dennoch dem Jtoichi und dem {Kampf um das Licht verwandt ist, würden wehender als Fahnen, — ihre Reden zueinander lauter als die aus gerichteten Musikwirbel sein: Daß sie die Wahrheit nicht übertönen wollen, macht ihre Stimme kräftiger als der Scheinjubel der Kriegsvergessenen ist. Denn — wer von einer Blume die grünen Blätter abreißt, daß sie voll Blüten wie eine Wüste voll Lampions dasteht, ein Gespenst, dessen Ur sprung man kaum noch sieht, ein illuminiertes Waisenhaus: tut etwas Ähnliches wie der Veranstalter eines Friedensfreudenfestes. Zu diesem Frieden — gehört der Krieg und darf nicht von ihm hinweggelogen werden. Es darf nicht aus künstlich reinem Gewissen mit einem Mal Jauchzen ausbrechen, als sei er der menschlichen Schöpferkraft entsprossen. Vom Kriege kam er! es ist nicht anders. Noch sind die Menschen nicht eindeutig Menschen, noch ist ihnen beides möglich, diese Erkenntnis werde ihnen nicht geschenkt. Von solchem Frieden darf das Kriegerische nicht abgetrennt und fortgedacht werden, — er ginge sonst am schnellsten ein. Aber Tage einer Trauer, die in die Gefährlichkeit unseres Innern hinein leuchtet; — Tage der Versammlung Körper an Körper, die einander gegenwärtig fühlen, vom Gedächtnis des Früheren aneinander hinbewegt, so daß schöpferisch die Funken einer menschlich kämpfenden Zukunft aus solcher Versammlung, aus ihrer Berührung, entspringen, in Kirchen viel leicht, quer durch alle anderen Glauben; — Tage des Bewußtseins, daß der Krieg nicht vergangen ist: können ihn vergänglich machen. 23