48 MENSCHEN / BÜCHER / ZEITSCHRIFTEN Owan Go ff Hess die Dichtung „Requiem“ (bei Rascher & Co., Zürich 1917) erscheinen. Dieser Dichter ist in seinen Versen: ein europäischer Mensch. „O ihr Brüder alle! Tommies! Poilus! Bayern! Mudjiks! Bersaglieri! Hon- veds! Ihr alle einmal der Boulevard, der Festsaal, der Mob, der jauchzend ein Meer mich Welle umrauschte! Ihr Europäer! Antlitze von Milch und Blut! Jeder von einer herrlichen Mutter! Ihr alle, in denen ich das Symbol der ewigen Dinge sah: der Liebe im leuchtenden Auge, der Güte im lächelnden Mund und der Erkenntnis in der denkerischen Stirn! Ihr alle, von Erde und Sonne gespeist! Ihr alle in überirdischer Liebe gezeugt! Ich glaube nicht an euren Hass! Ich glaube nicht an euren Krieg!“ — Und: „O Arbeitersoldat, der Kriegsarbeit verschrieben! Du Schaffender, du Hungernder, du Leidender, du Sterbender! Du Bürger! Du Staat! Ich sehe die Blutfahne der Revolte noch, an einen Schlot gebunden, funkenbesternt: auf Halbmast!“ Will man wissen, wie sehr es ihm ernst ist: „O Eitelkeit der Heimat, Die unser erste Himmel umwölbte! O Eitelkeit der Kindheit, Mit Sternen und Narzissen bevölkert! O Eitelkeit der Familie, Um die die singenden Schwestern schwebten! O Eitelkeit des Werkzeugs, Das täglich unser Schicksal hämmerte! O Eitelkeit der Dichtung, Die uns auf lichter Welle schaukelte! O Eitelkeit der Liebe, Die uns die wächsernen Flügel gab! O Eitelkeit des Todes, In dem wir doch nur werden, was wir waren!“ Aus solcher Selbstbefreiung junger Menschen kommen die Kräfte der Zukunft. Diesen Anfang erlebt also die Mitwelt noch.