51 Maschinengewehrfeuer niedergemacht; die rn die Stellung dringenden Feinde werden mit dem Kolben niedergeschlagen und mit dem Bajonett durchbohrt. Und daheim im Vaterlande jauchzt das Volk, wenn ein grosser Sieg erfochten ist. Aber Jesus gebietet: „Liebet eure Feinde!“ Man muss hier zunächst klar und bestimmt- eingestehen: Jesus hat das Gebot nur für den Verkehr zwischen den einzelnen Menschen gegeben, aber nicht für das Verhältnis der Völker zueinander. Im persönlichen Verkehr soll der Christ seinen Feind dadurch zu lieben versuchen, dass er nicht gleiches mit gleichem vergilt. Aber im Streit der Nationen untereinander hat die Feindesliebe ein Ende. Hierbei hat der einzelne Soldat sich gar keine Gewissenbisse zu machen. Er trägt ja nicht die Verantwor tung für sein Töten, sondern seine Obrigkeit. Solange die Schlacht tobt, ist das Liebesgebot Jesu völlig aufgehoben. Es gilt nicht für die Stunden des Ge fechts. Das Gebot der Feindesliebe hat für uns auf dem Schlachtfelde gar keine Bedeutung mehr. Je rücksichtsloser wir unsere Waffen anwenden, um so barmherziger ist das, denn um so schneller wird der Krieg beendet. Das Töten ist in diesem Fall keine Sünde, sondern ein Dienst am Vaterlande, eine christliche Pflicht, ja ein Gottesdienst. Unser Heiland, Jesus Christus selbst, der uns gebot, den Feind zu lieben, hat sich auch nicht alles gefallen lassen. Den Soldaten, der ihm ins Gesicht schlug, hat er strafend zur Rede gestellt: ‘„Warum schlägst du mich?“ Es ist darum ein Gottesdienst und eine heilige Pflicht, alle unsere Gegner mit furchtbarer Gewalt zu strafen und, wenn es sein muss, zu vernichten. Solange in diesem Weltkriege die Kanonen donnern, hat das Gebot Jesu, „Liebet eure Feinde!“ keine Geltung mehr. Fort mit allen Gewissensbedenken! Jetzt ist keine Zeit für Feindesliebe auf dem Schlachtfelde. Und wenn im Krieg Hunderttausende fallen, dann wissen wir ganz gewiss, dass Gott auch für sie gesorgt hat. Für die Gefallenen muss der Tod das Beste gewesen sein, Gott wollte ihre Seele schon jetzt haben. Ein längeres Leben hätte ihnen vielleicht schwere Sünden und Vergehungen gebracht. Der frühe Schlachtentod hat sie vor schweren Züchtigungen und bittern Erfah rungen bewahrt. Sie ruhen nun in Gottes Hand und dort haben sie seligen Frieden. Ja, er sorgt für jedes Menschen unsterbliche Seele. Warum wurden so viele tausend Männer zu Krüppeln geschossen? Warum wurden so viele hundert Soldaten blind? Weil Gott dadurch ihre Seele retten wollte! Gerade der Weltkrieg mit seinen Leiden und Greueln hat uns gezeigt, dass die Erde für uns keine bleibende Stätte sein kann; wir suchen die zukünftige Heimat. „Bring uns, Herr, ins Paradies!“ Dieses blutgierige, Hass schäumende Mordgeschrei von einer Stelle, die sich „Seelsorge“ nennen darf (wie mag den Seelen, um die so satanische Sorge waltet, zumute sein!) hat etwas wunderbar Gutes an sich. Das ist der Titel der Broschüre: ,,Kriegerzweifel“. Würde man es nicht längst wissen, so hätte man durch das „Soldatenbüchlein“ Aufklärung; die Krieger zweifeln also. Und — was mehr ist als der blosse Zweifel am Sinn des Krieges oder am Erfolg — sie zwei feln an der moralischen Berechtigung des Kämpfens. — Die theologische