52 Diskussion des Kirchenmannes wird der Soldat mit Ekel abschütteln, denn er weiss: nichts steht im Wege, dass die Gegenseite mit denselben Argu menten Mofdpropaganda treibt. Aber unvergleichlich wertvoll ist der Rest des Traktätchens, dieser unvorsichtige Titel. Und überall, wo der Blick auf dieser Broschüre weilt, bleibt unvermeidlich das ungeheure Agitationswort haften: Kriegerzweifel! SCHWEIZER nennt seine sehr hochgebauten Gedankenverse „Aus der Brandung. Zeitgedichte eines Schweizers“. (Verlag von Huber <£ Co., Frauenfeld und Leipzig 1917.) Und während mich dieses Dichters freies Herz, das ebenso stark vom Wissen wie vom Gefühl getrieben wird, einmal zur Auseinandersetzung, viel öfter aber zur Bejahung drängte, kam mir gerade eine neue Schrift des unermüdlichen Militärphilosophen Max Scheler in die Hände, „Die Ursachen des Deutschenhasses“ (Verlag Kurt Wolff, Leipzig 1917). Es wäre gut, wenn festgestellt würde, in wessen Namen Scheler spricht. Er sagt „Wir“, und meint die Deutschen: „Wir sind und waren an erster Stelle Militaristen ein fach aus dem Grunde, weil es uns wohl gefiel, also zu leben, und nicht an ders.“ Ein anderes Mal schüttet dieser Paria der Philosophie seinen ganzen Sklavenhochmut über das „Medium des stark kuhglockenhaft gefärbten Friedens der deutschen Schweiz“ aus. Statt einer Beschwörung lasse ich den Schweizer Faesi sprechen: „Sie sind nicht mehr als Waffe, Nummer, Zahl. Die ärmste Krähe noch kommt frei geflogen, Der Bettler wählt sich seinen Brückenbogen Zum schlechten Bett nach eigner Wahl; Sie aber sind dem Raum, der Zeit entzogen: Sie stehn gerammt in einem blutigen Grunde Nicht anders als im Stachelnetz der Pfahl; Ihr Zeiger zeigt nicht ihrer Seele Stunde, Sie sind ein Rad im Räderwerk der Qual.“ Und wollt ihr wissen, wie der Schweiz zumute ist? Hier der ganze Mensch des geistigen Schweizers, und ich finde, dieser Typus Mensch gehört zu den besten Europas, zu denen des kommenden, ethischen Menschen: „Warum ist mir zum vollen Mahl getischt, Umwölbt von Frieden wie von einem Schild? — Und du, den ich nicht kenne, ferner Bruder, Nein: naher Bruder, nächstes Ebenbild, Vielleicht, dass du in Dornenbüschen kauerst Und andre Brüder lauern, wie du lauerst, Und pirschen dich hinweg wie schädlich Wild. Und andre bangen auf den Lagerplätzen, Schaufeln in Sappen, schleppen Munition,