III. „Aber der „Geist“, insbesondere der „historische Geist ersieht sich auch noch an dieser Verzweiflung seinen Vorteil: immer wieder wird ein neues Stück Vorzeit und Ausland ver sucht, umgelegt, abgelegt, eingepackt, vor allem studiert: — wir sind das erste studierte Zeitalter in puncto der „Kostüme“, ich meine der Moralen, Glaubensartikel, Kunstgeschmäcker und Re ligionen, vorbereitet, wie noch keine Zeit es war, zum Carneval großen Stils, zum geistigsten Faschingsgelächter und Uebermut, zur transcendentalen Höhe des höchsten Blödsinns und der ari stophanischen Weltverspottung. Vielleicht, daß wir hier gerade das Reich unserer Erfindung noch entdecken, jenes Reich, wo auch wir noch Original sein können, etwa als Parodisten der Weltgeschichte und Hanswürste Gottes — vielleicht, daß, wenn auch nichts von heute sonst Zukunft hat, doch gerade unser Lachen noch Zukunft hat!“ Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. „Na also“ höre ich den Mann sagen, der ge sichert im Sessel irgend einer Weltanschauung sitzt, „Dada ist also nur destruktiv. Bolchevism in art. Wozu das in einer Zeit, wo Ruhe und Ordnung not wendig ist?“ Oder „Was gibt Dada denn eigent lich Positives — wo ist die Leistung?“ Oder „Dada ist gegen den Geist“? Das ist leicht gesagt, wenn man keinen Geist hat. „Wofür ist Dada denn eigent lich ?“ Wer so fragt, ist vom Dadaismus weiter ent fernt als irgend ein Tier von erkenntnistheoretischen Grundsätzen. Dada hat das Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung längst als eine Eigenschaft von Men schen erkannt, die ein Erleben durch eine Moral be wiesen haben wollen. Dada läßt sich nicht durch ein System rechtfertigen, das mit einem „Du sollst“ an die Menschen heranträte. Dada ruht in sich und handelt aus sich, so wie die Sonne handelt, wenn sie am Himmel aufsteigt oder wie wenn ein Baum