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Nein! Nein! Nein!
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Haben die Expressionisten unsere Erwartungen
auf eine Kunst erfüllt, die uns die Essenz des Lebens
ins Fleisch brennt?
Nein! Nein! Nein!
Unter dem Vorwand der Verinnerlichung haben
sich die Expressionisten in der Literatur und in der
Malerei zu einer Generation zusammengeschlossen,
die heute schon sehnsüchtig ihre literatur- und kunst
historische Würdigung erwartet und für eine ehren
volle Bürger-Anerkennung kandidiert. Unter dem,
Vorwand, die Seele zu propagieren, haben sie im
Kampfe gegen den Naturalismus zu den abstrakt
pathetischen Gesten zurückgefunden, die ein inhalt
loses, bequemes und unbewegtes Leben zur Voraus-
•
Setzung haben. Die Bühnen füllen sich mit Königen,
Dichtern und faustischen Naturen jeder Art, die Theo
rie einer melioristischen Weltauffassung, deren kind
liche, psychologisch-naive Manier für eine kritische
Ergänzung des Expressionismus signifikant bleiben
muß, durchgeistert die tatenlosen Köpfe. Der Haß
gegen die Presse, der Haß gegen die Reklame, der
Haß gegen die Sensation spricht für Menschen, denen
ihr Sessel wichtiger ist als der Lärm der Straße und
die sich einen Vorzug daraus machen, von jedem
Winkelschieber übertölpelt zu werden. Jener senti
mentale Widerstand gegen die Zeit, die nicht besser
und nicht schlechter, nicht reaktionärer und nicht
revolutionärer als alle anderen Zeiten ist, jene matte
Opposition, die nach Gebeten und Weihrauch schielt,