77 der Serviette an die Brust: »Ich bin schuld. Und du bist schuld. Und du und du, nidit mehr und nicht weniger als der Zar, der Engländer, der Kaiser und der Milliardär. Denn auch die nur hatten, ebenso wie wir, die Liebe vergessen. Nehmt die Schuld auf euch, damit ihr der Liebe wieder teilhaftig werden könnt. Denn nur, wer hier sich schuldig fühlt, kann entsündigt werden und wieder lieben.« »Und jetzt wisset: die Liebe trägt in sich ein hartes Gebot. Die Liebe sagt: wer nicht liebt, ist schuldig und böse und soll weichen, damit der Liebe auf Erden keine Schranken mehr gesetzt werden können. Wir wollen fallen und sterben dafür, daß der Liebe die Regierung Europas übergeben werde.« Die Menschengesichter unten im Saale waren aufgelöst. Weitersprechend stieg Robert vom Podium herunter. Alle waren aufgestanden, drängten ihm nach. »Das Gebot der Liebe ist: wer sich nicht schuldig fühlt, die Schuld nicht auf sich nimmt, liebt nicht, ist unser Feind und muß weichen. Das ist Gesetz. Neues Gesetz! Ihr, die ihr nichts mehr verlieren könnt/ da ihr alles schon verloren habt...« Roberts Worte gingen unter in den hundertstimmig wiederholten Worten: »Alles verloren! Wir haben nichts mehr zu verlieren! Wir, die wir nichts mehr zu verlieren haben... Nichts! Nichts!« Die Nachricht hatte sich schon verbreitet, als sie durch die Straßen zogen. Voran der Kellner, ohne Hut/ im schmierigen Smoking, die Serviette in der Hand, »Die wollen Frieden machen. Die wollen Frieden machen.« Verkäuferinnen — verwaiste Bräute — verließen den Ladentisch und schlossen sich an. Zwei Schaufensterreiniger — alte Männer — ließen die Leiter stehen und schlossen sich an. Der Wagenführer der Elek trischen hörte das Wort »Friede«, erstarrte und sprang vom Wagen herunter/ schloß sich an. Die Fahrgäste schlossen sich an. In wenigen Minuten hatte sich die Menge verdreifacht. Und verzehnfachte sich, als Robert, auf dem Platze angelangt, auf der Brunnenschale stand