84 PAUL ADLER-, AN DIE HERRSCHER Hört, ihr Könige, Herrscher der Menschen! ihr Fürsten und die Zaren, hört ein Wort! Haltet ein, alle Unentwegten, vor dem Wort, das euch am Mantel faßt! Seid ihr denn Männer, ans Hören gewohnt? Richter mit dem Ohr in der Menge, wo immer sie klagt? Seid ihr Arbeiter, die zuvor an sehn, was sie anfassen? Oder seid ihr Befehlshaber, Frager ohne Ant wort, gewandt in jenen Reden, die feststehn? Und Angeredete, die zwischen Ernstsalve und Festsalve nur den toten Laut hören, den feigen und leeren Widerhall? Ihr Könige, ihr Befehlsträger, ihrVorträger auch im Rate! Ihr Reichs tage, und Sprecher, und Dumen, und wie ihr alle heißt: Wortkönige seid ihr: Solche, die das Wort führen, das nicht geführt werden, son dern vom Herzen kommen will. »Wes aber das Herz voll ist« <und sei's in Röcke gepreßt), »des läuft der Mund über.« Ihr Thronenredner, lange schon nennt ihr euch die Redner gemeinen Mannes. Habt ihr in seinem Rate gesessen, habt ihr ihm auf den Mund gesehn, wie Luther spricht? Seid ihr bei ihm umhergegangen wie der Märchenkalif, wie der Josef der kaiserlichen Legende? — Immer nur seid ihr ihnen gegenwärtig in der gleichen Haltung, dem Rahme immer gleich, der sich von der Milch scheidet. Vertrauen, wann durftet ihr es erwerben? Vertrauen, wie es Mensch dem Menschen schenkt? <Ihr kennt die Stimmen ~ Ja — so, wieans Ohr der Wind schlägt: Ge räusch ohne Seele, Geräusch, das tags in den Straßen entsteht, so oft das Wetter umschlägt.) — Nun geht doch, sammelt die Stimmen, be fraget nach dem Alphabet! Befragt ohne Henker und Zuchthaus im Rücken, und, ihr Fürsten, sollet ganz andre Worte hören! Ist es denn erst seit gestern, daß wir diese Worte kennen? Wir, die nicht sprechen, aber dafür hören dürfen? Nicht seit gestern, ihrMän-