127 gewaltige, so bahnbrechende und dem übrigen Europa vorleuditende sind, daß an der Notwendigkeit und Unverwüstlichkeit unserer nationalen Existenz gar nicht gezweifelt werden kann. Geraten wir also in einen großen äußeren Krieg, so können in demselben wohl unsre einzelnen Regierungen, die säch» sische, preußische, bayerische, zusammenbrechen, aber wie ein Phönix würde sich aus der Asche derselben unzerstörbar erheben das, worauf es uns allein ankommen kann — das deutsche Volk!« Selbstverständlich läßt sich auch dieser Gedankengang nicht un* besehen auf alle Zeiten und Zustände übertragen. Es wäre immer erst sorgfältig zu prüfen, in wie weit jedesmal seine Anwendung nadi Lage der Dinge und Gestaltung der Volksinteressen zulässig wäre. Es handelt sich jedoch auch hier nur darum, die prinzipieffe Auf* fassung Lassalles in bezug auf nationale Fragen zu kennzeichnen. In dieser Hinsicht aber läßt der zitierte Satz keinen Zweifel, daß für Lassalle die Solidarität der Klassen im Kriege — und eine Klasse ist je nachdem auch die Dynastie mit ihren Stützen — kein unbedingt geltendes Dogma war,- er macht sie von der gegenseitigen Beziehung der Klassen abhängig und von der jeweiligen Natur des Krieges. Greifbar zeigt sich das in seiner Stellungnahme beim Schleswig*hol* steinischen Krieg von 1863/64 und zur polnischen Revolution von 1863. Sein Gedanke, daß dem deutschen Volke selbst durch eine Niederlage seiner Regierungen im Kriege die Existenz gar nicht ge* nommen werden könne, ermöglicht es ihm, zwischen nationaf und patriotisch zu unterscheiden. Der Streit, der augenblicklich in der deutschen Sozialdemokratie sich abspielt, ist in diesen Vorträgen nicht zu berühren. Das eine aber glaube ich bemerken zu dürfen: für midi ist bei meiner Haltung in diesem Streit der Gedanke maßgebend, von dem auch Lassalle aus* ging, nämlich das unßegrenzte Vertrauen in die Leßenskraft des deutschen Vofkes. Dieses Volk von über 60 Millionen mit seiner großen geistigen und körperlidien Leistungskraft, seinem hohen Wissen und technischen Können wird keine auswärtige Macht als Nation aus der Welt schaffen