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ALBERT EHRENSTEIN:
CAFE »PRAG«
In einer meiner Skizzen passiert der Held, Wodianer geheißen, das Cafe
»Prag«/es fällt der übellaunige Satz: »Ein Achtelliter Raubritterblut em»
pörte sich in ihm gegen die spitzfindige Synagogenluit dieses Zionisten»
beisels, in dessen Ecken immer ein paar jüdische Literaten urchristelten.«
Aus diesen Worten gehe hervor, daß ich Betklubs für ebenso wert»
voll halte wie sonstige Männergesangsvereine <da sich Gott nie der
Menge ergibt, ihn jeder einzeln bestehen muß), — Außerdem ver»
meine ich in allem heutigen Urchristentum jüdischer Konfession — so
sehr auch religionsgeschichtlich die Christenheit eine mosaische Sekte
sein mag — Spuren unnötiger Assimilation entdecken zu können.
Drittens scheint mir ein territorial sehnsüchtiger, durch den Landes»
erwerb, der Landesbehauptung verknüpfte Weltkriegsunzukömmlich»
keiten keineswegs gewitzigter Zionismus nicht bis zu meiner Sentenz:
»Es hat die Seele keinen Bosporus, noch Vogesen« vorgedrungen zu
sein. Ich gestatte jedermann an Stelle der genannten Räumlichkeiten
Palästina oder Rom zu setzen — soweit mit diesen Begriffen reales
Erdreich, Blutreich zu verbinden ist. Überhaupt propagierte ich von
jeher die Doktrin: »Asien den Asiaten«, und bitte seit Jahren instän*
digst, dem Papst, Großrabbiner, dem ebenso orthodoxen Zaren, Scheich
ul Islam, Mikado, Generalkonsistoriumspräsidenten endlich Jerusalem
als gebührenden Wohnsitz anweisen zu wollen — Europa hingegen
allen wahren, nicht großzeitgemäßen Europäern ...
Der Herausgeber einer tapferen Wochenschrift ersuchte mich, den
eingangs erwähnten Satz nicht zu veröffentlichen, glaubte, zu anti»
arischer Gesinnung herausfordernde Nichtköpfe könnten ihn für anti»
semitische Zwecke reklamieren. So lieblich nun sonst die vox recla»
mantis in deserto ertönen kann, ebenso herb möchte ich dennoch be*
funden werden seitens pharisäischer Anachronisten, triefend vom
Gänseschmalz der koscheren Denkungsart.