Verbrechen bleibt es, daß die Schule in Österreich den jungen Juden
mit zwei Stunden wöchentlichen Religionsunterrichtes abfindet — statt
allen des biblischen Urtextes eindringlich Beflissenen (belohnend) das
öde Lateinstudium zu ersparen. Ärgernis ist: im Bereich des corpus
iuris grassiert der israelitische Rechtsanwalt, selbst in dieser Kommerz*
Sphäre sind prozenthafte Zitate altdeutscher Mystiker häufiger als die
gemäßere, aber fast unerschwingliche Kenntnis des Talmud und der
Kabbala. Aufgabe wird es, Mauern letzten Ghettos zu zermörsern:
uns von TalmLjuden, Scheinchristen zu befreien. Derartige Simili*
und AssimilLExistenzen dürfte auch Prag kennen, die von bedrängten
Deutsch*Semiten vergeisterte Stadt. Aber gleichwie mir angesichts
der herrlichen Wirklichkeit des Hradschin etwa ein in Ur*Prag spie*
lender prähistorischer Roman gestohlen werden kann, trotzdem mir
der erstklassige Goalschuß eines jüdischen Mitgliedes des Prager deut*
sehen Fußballklubs oder der »Slavia« sympathischer ist als die gewiß
autochthonen Lochen polnischer Dörfer — die Frage apodiktischer
Echtheit steht noch immer zur Diskussion. Die heikle, doch wohl zu
verneinende Frage, ob nicht abermals mimicry sich unterschob, ob
manches, was wir als germanisch*jüdische Poesien Prags lieben und
ehren, nicht etwa auch oder gar: nur Ausfallstor der Tschechen gegen
Deutschland ist, geöffnet von Otokar B rezinas pantheistischer Mensch*
lichkeit ?
Die Dinge so betrachten, hieße: sie zu genau betrachten, zwie*
trächtig zu zertrachten. Lieber, o Freunde, möchten wir ein Unrecht
gutmachen!
Bedauerlich unbekannt ist leider noch einer der begabtesten Prager,
an Rang, konzentrierter Größe den Dichtern Ernst Weiß, Paul
Kornfeld, Brod, Werfel, Kafka sicherlich ebenbürtig. Man lese im
Cafe »Prag«, im Cafe »Wien«, im Cafe »Berlin«, in ganz Deutsch*
land und Danubien die ethisch*phantastischen Dichtungen »Elohim«,
»Nämlich«, »Die Zauberflöte« des theosophisch-metaphysischen Epi*
kers Pauf Acffer (Hellerau)!
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