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Müssen hungern
Und verderben,
Feldablungern,
Frieren, sterben.
Abgebrannt ist unsre Habe,
Häuser stürzen balkenleer.
Über Hof und Heim im Trabe
Stampfte fort der Feinde Heer.
Brot und Milch für unsere Kleinen,
Packte wilder Fäuste Wut.
Winternah, mit nackten Beinen,
Röchelt ihr erfroren Blut.
Sucht euch selber eure Bissen —
Zieht den Krähen hinterdrein,
Gottverlassen! Ach, wir wissen
Keine Hilfe mehr und schrein:
Müssen hungern
Und verderben,
Feldablungern,
Frieren, sterben.
Nikolaus Gogol: Aus den Memoiren eines Wahnsinnigen
8. November
Ich war im Theater. Man spielte eine russische Komödie. Ich
habe viel gelacht. Dann wurde noch ein Vaudeville aufgeführt, das
sehr frei geschrieben war, so daß ich mich eigentlich wunderte, wie
das Stück durch die Zensur gekommen ist.
In dem Stück wird nämlich von den Kaufleuten geradeheraus ge
sagt, daß sie das Volk betrügen, und daß ihre Söhne ein wahres Laster
leben führen und sich bei den Edelleuten einzuschmeicheln suchen.
Auch von den Journalisten wurde ein recht hübsches Couplet
gesungen.
Die Dichter schreiben heutzutage doch recht amüsante Sachen.
Ich gehe sehr gerne ins Theater. Sobald ich ein paar Groschen in
der Tasche habe, treibt’s mich mit aller Gewalt hin. Die meisten
meiner Amtskollegen sind freilich ganz ungebildete Bauern, die niemals
einen Fuß ins Theater setzen, es sei denn, daß man ihnen ein Frei-
billet schenkt.
Die eine Schauspielerin sang wunderschön.