geöffneten Sehtridlfers, eines Kegels, der alles umfasst, was ich zugleich sehe, so er
kenne ich, dass die gleichzeitige Einwirkung aus der Nähe viel geringer ist als die
jenige aus der sich immer weiter öffnenden Ferne. Die Grundfläche des Sehkegels
wächst mit der Entfernung von der Spitze nach mathematischem Verhältnis. Während
also der Scheifelraum gleich gross bleibt, ändert sich die Menge der optischen Pfeile,
welche ihn treffen: denn aus der Nähe treffen ihn nur wenige, aus der Ferne
immer zahlreichere. Dadurch nun, dass die aus der Ferne kommende stärkere
Energie gezwungen ist, sich im selben Raum des Sehsdieifels zusammen
zudrängen, wird auch eine desto stärkere rücksfrahlende Gegenwirkung des Gehirns
ausgelöst, die Empfindung also in eine desto grössere Ferne hinausgeschwungen. Die
ungeheure Fläche des Mondes muss ihre Wirkung demselben Augenraum zuleiten,
den die nahe Zimmerwand mit ihrer Einwirkung ausfüllt. Aber der Mond wirkt mit
unvergleichlich stärkerer Energie, ruft also eine viel stärkere Gegenwirkung hervor,
wird also in viel grösserer Entfernung wahrgenommen, de weiter die Quelle der
Lichterregung Vom Auge entfernt ist, desto heftiger ist auch ihr Einfluss auf das Gehirn,
desto stärker also dessen rückwirkende, die Lidifempfindung in desto grössere Ferne
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hervorschleudernde Kraft. Nahe Gegenstände wirken weniger energisch, weil sie von
einer kleineren Basis des Sehkegels aus in den Sehscheifel, das Auge, einfallen. Es
leuchtet ein, dass es hier mit mathematisch berechenbarer Gesetzlichkeit zugeht.
Marcus berücksichtigt zum ersten Male nicht nur den Helligkeitsgrad, sondern auch
die Menge der Energie. Sogar ein ganz nahe gelegener Spiegel reflektiert die ganze
Menge der ihm zugesandten Strahlen auf das Auge und erregt dadurch das Gehirn
genau so energisch wie die Gegenstände, von denen diese Strahlen direkt ausgehen,
daher denn auch die Abbilder dieser Gegenstände in einer ebensolchen Entfernung
im Spiegel erblickt werden wie die Gegenstände selber.
Die Ausserleiblichkeit der optischen Empfindung ist besonders überraschend.
Aber die Marcussche Theorie 'dehnt sich auf alle Empfindungen aus. Zwar sind nicht
alle ausserleiblich, alle aber ausserhalb des Gehirns gelegen. Sie „sitzen" niemals
im Gehirne selber — es sei denn, man ergänzte mit Marcus das feste Gehirn um das
jenseits der Schädelkapsel sich schwingend ätherisch in die Welt erstreckende. Sämt
liche Empfindungen heben sich vom Nullgrade ihrer selbst als von einem neutralen
Gemeingefühle ab, welches an sich selber unspürbar ist und nur in jener Abhebung
indirekt zum Bewusstsein kommt, ähnlich wie Gesundheit erst im Gegensätze zu Er
krankungen. Mit vollem Recht darf diese Marcussche Theorie des festen Gehirns als
des gewaltigsten, die Welt ätherisch erfüllenden Aussendeapparates von Empfindungen
mindestens als eine zweite, wohlbegründete Möglichkeit der gesefzmässigen Erklärung
der Tatsache gelten, dass die Empfindungen ausserhalb des Gehirns befindlich sind.
Sperrt man die Sinnesempfindungen in die Schädelkapsel, jedenfalls in die Haut ein,
so wird man sie, und böte man noch so Viel Scharfsinn auf, nie nach aussen befördern
können, wenn man dieses Aussen, den Weltraum, nicht als organische Fortsetzung
des Gehirns, ja des Leibes versteht. Die Haut für die absolute Grenze des Leibes zu
halten, ist ein Vorurteil, von welchem uns Marcus zum ersten Male nicht nur „spiri
tistisch", sondern logisch, also vernünftig wissenschaftlich, befreit.
Warum das Gehirn nur halluzinatorisch und nicht in gesunder, materieller Wirk
samkeit Empfindungen nach aussen schidien könne, lässt sich gar nicht einsehen; denn
im Grunde ist alles, was die Sinne uns zeigen, materiell; es gibt keine immateriellen
Wahrnehmungen. Selbst Gespenster wären kein Trug der Sinne, nur des Urteils.
Audi die künstliche, nur gemalte Perspektive ist kein Beispiel einer Scheinverlegung;
ohne vorangehende natürliche Erfahrung würde die Phantasie hier gar nicht ins Spiel