Franz Bfei • Vom Fag 919 lilstermann ohne jeden Sinn für Witz und Spaß einen Witz nur dann und in Gesellschaft erzählt, wenn er damit jemand aus der Gesellschaft in Verlegenheit oder sonst in Unbehaglichkeit bringt. Das klingt nicht so großartig wie »religiöser Antagonismus« und »wirtschaftlicher Kampf«, aber wir bringen ja auch einen um, nur weil uns seine Nase nicht gefällt. 4. DER ITALIENISCHE IMPERIALISMUS Es gibt bessere Quellen, die Leitmotive des italienischen Im^ perialismus kennen zu lernen, als d'Annunzios wortreichen civischen Lyrismus oder Marinettis heulende Wut auf das »Museum Italien, das Lotterbett der reisenden Hochzeitspaare«, — man muß die Heftigkeit der Dichter aus der Tatsache begreifen, daß die alte Poli^ tik des il piede di casa, wie man die Antiexpansionisten nennt, die Klein-Italiener, gefühlsmäßig bei allen kleinen Leuten im Lande am beliebtesten ist/ der Mann, der im Laden seine Salami verkauft, ist nicht kriegerisch, eher ist es schon der verzweifelte Bauer der Ro* magna, um dessen Tot sich Pelagra und Hunger streiten, so daß es ihm wenig ausmacht, wenn sich der Krieg als dritter dazu gesellt. Aber an der Trägheit des feistwerdenden Mannes im Laden, der Gewinnsucht des kleinen Landspekulanten, dem öden Geschäftssinn eines praktischen, mit Stimmenkauf gewählten Giolitinischen Onore^ vole wird der eifernde Zorn der Dichter zum Delirium, so daß die paar Gedanken im Taumeln dieser Strophen nicht mehr zu erkennen sind. Italien, sagen die Italiener, ist der Prototyp einer proletarischen Nation, wie Frankreich der einer plutokratischen ist. Zwischen beiden ist am Mittelmeer eine Rivalität, vergleichbar dem Klassenkampf in einem Staate — bei allen gefühlsmäßigen, aber doch mehr literari^ sehen Sympathien für la sorella latina konstatiert man, daß es den österreichischen Italienern besser geht, als den italienischen, und dar aus ist die Monarchie der Feind. Im Küstenland, in Dalmatien, in Istrien sind die Italiener — die Minderzahl der Bevölkerung! —- die Besitzenden, und die Slaven die Dienenden: dies macht den 60