892 S. Friedfaencfer • Der Wagßafter der Weit
inmitten ihrer Pole, die anfangs allein zu herrschen schienen, ihre
schöpferisch neutrale Größe, die als etwas Eigenes, Unvorherzu*
sehendes, Ungeahntes den Polen gebietet.
Nehmen wir als Beispiel das Sehvermögen. Dynamisch ist es ewig
vorhanden, aber seine Pole, seine Negation und seine Position, halten
sich wie Ringer mit gleichen Kräften gefangen,* seine neutrale Größe
funktioniert noch nicht willkürlich polar zugunsten des Einen, zum
Nachteil des Andern. Es fehlt noch der persönliche Magnetismus,
der hier anzieht, dort abstößt. Das Gesicht selber ist von seinen
eigenen Gegengewalten hier noch verzerrt oder zerquetscht. Hier ist
eben noch weder Position noch Negation, es fehlt jede Entscheidung,
nicht Indifferenz, aber ihre polare Funktion,* es fehlt jede different
zierte Repräsentation ihrer neutralen Größe. Finsternis steht gegen
Licht, und noch zeigt sich kein sehender Blick. Aber dieser un*
erschlossene Blick ist doch bereits Blick, doch schon Neutralisation
von Licht und Finsternis. Dieses Nichts von Blick und Auge ar
beitet langsam seine ursprüngliche, ganz eigene und jenen Gegen*
gewalten überlegene Kraft gerade unter deren Zerren und Pressen
hervor, und, langsam vorbereitet, entzündet sich seine Differenzierung
reich und rund. Immer wo Gegner unentschieden miteinander kämpfen,
tritt etwas Drittes entscheidend auf den Plan, um das sie eigentlich
konkurrierten, während ihre Anstrengungen nur gegenseitig zu sein
schienen. Jedem Pro und Contra wohnt inmitten die neutrale Größe
inne wie der Keim dem Wachstum. Die Gegenkräfte erlöschen schon
deswegen nicht in ihrem Produkte, weil dieses ihr Produzent ist, und
zwar, persönlich intendiert, ein Produzent von unerschöpflicher Frucht
barkeit. Gerade in dieser seiner Überfülle strotzt die Möglichkeit
aller Art von Konflikten, von Lahmlegung und Beflüglung. Person
produziert den Weltkontrast, der nun Person ins Gedränge bringt,
so daß sie Energie dagegen in lauter lebendiger Neutralisation auf*
bringen muß. Ringer können also gar nicht gegeneinander, nur um
reinste Neutralität kämpfen, — sie allein wäre der siegreiche Frieden
ihrer Harmonie: auf den Seiten gibt es nur halbe Siege und Nieder*
lagen,* bloß durch die echte Mitte wird alles entschieden und ganz.
Wie sich der sexuale Konflikt um das neutrum commune dreht, so
hat jeder gedenkbare Konflikt seine von ihm reine Axe, und auf