138 STIMMEN DER KÜNSTLER A UT ZEICHNUNGEN AUS MEINEN NOTIZBÜCHERN Der Künstler werde sich endlich hierüber klar: — Daß er erst von sich loskommen muß um zu sidh zu gelangen. * Wie der Künstler schafft? — Ich gebe mich irgendeiner hergelaufenen Bildidee so ohne weiteres nicht hin,- und wenn sie midi gleichsam aus dem Hinterhalt überfällt: auch dann bin ich ihr nicht immer zu Willen. Der Künstler sei spröde wie ein tugendhaftes Frauenzimmer,- — zeige ihm das Bild, daß es Ernst mit ihm meint, dann — vielleicht! * Ziellos, steuerlos, steuert der Künstler stracks aufs Ziel los. * Des Künstlers größte Hemmung: Das sogenannte Können. Die muß dann, ist sie einmal vor handen, unter allen Umständen überwunden werden — und Wehe! wenn sie nicht vorhanden ist. * Der Künstler: Die Ausnahme die die Regel bricht. Der Kunstmaler hat Kollegen, während der Künstler nicht wüßte, was er mit solchem Ballast anfangen sollte. * Man darf einen Künstler erst ablehnen, wenn man ihn erlebt und geliebt hat,- dann ist es aber kein Ablehnen mehr, sondern ein Überwinden. ® Was einen aber am ehesten gegen Wagner stimmen könnte, wäre, daß er einen Hanslick in den Stand setzte, möglicherweise doch gegen ihn recht zu behalten. ' « Es gibt nichts Kitschiges,- es wird nur alles verkitscht. Im Anfang war das Erhabene — und es kam die Menschenhand um es zu betasten. Das ergab nun Fettflecke ... und der Kitsch war da. * Neurästhetiker! * Ich habe das Gefühl, daß Menschen erst dann psychologisch interessant sein können, wenn aus ihnen Leute geworden sind, die man als Menschen nicht mehr genießen kann. Wer sagte doch, oder wo las ich 's einmal, daß der Zeitungskritiker ein Mensch sei, der erzogen werden muß? Erzogen? Warum ausgerechnet der? Anderes Ungeziefer vertilgt man ja! * Das Taschenfeuerzeug: Es versinnbildlicht die ganze heutige Kultur. Versagt plötzlich wenn mans gerade brauchen könnte — und Streichhölzer hat man keine bei sich. * Der Enzian: Feuerblaue Sterne auf grünem Sammethimmel. * . .. und es ist macht der Harz, ein holdes Handwerk! Man hat dabei fortwährend Waldluft in der Nase — das der mit den Farben verrieben ist. AIbert>BIocfi