141 wo häßliche Torheit die Armut und die Kühnheit besiegt oder nur beschmutzt hätte. Schließlich ist die Konstellation der Kontraste ja nur eine liebenswürdige Laune der Vorsehung, die sich an derart aufgestellten Marionetten belustigt. Im Grunde handelt es sich nie um den Gnom aber immer um die Geliebte. November 1920 (Tegernsee) Kasimir Edschmid DRESDEN Publikum: Im allgemeinen, wie üblich, neugierig, halb tolerant, halb entrüstet, aber sehr begierig das Neueste in Vorträgen etc. zu erfahren, teilweise, besonders die Jugend nicht ohne Begeisterung. Kritik: Zum größten Teil, ja fast einhellig bemüht mit allen Erscheinungen der Kunst Schritt zu halten, wenn auch mit verschiedenem Erfolg. Direkte Ablehnung nirgends. Offizielle Kreise: Sowohl Staat wie Stadt unterstützen die Bestrebungen der Museumsleitungen, sofern sie moderne Bestrebungen haben, mit sehr dankenswerten Eifer, so daß sowohl der Staats^ galerie wie dem Stadtmuseum die Möglichkeiten zu Erwerbungen neuer Kunst offen stehen. Auch in allen sonstigen Kunstfragen erfreulicher Eifer, es mit der Jugend zu halten. Opposition: Vor der Hand kaum zu spüren. Veranstaltungen: Zahlreiche Vorträge über Expressionismus usw.,- Ausstellungen bewegen sich auf einem hohen Niveau, soweit die Kunsthandlungen ernsthaft in Betracht kommen (Arnold und Richter), und sind bestrebt, das Beste und Jüngste auch jenseits der bekannten Größen zu zeigen. Kunsthändler: Abgesehen von den vortrefflichen Ausstellungen setzen sich die Kunsthand lungen auch für junge zukunftskräftige Dresdner und andere Künstler ein,- Förderung besonders der Dresdner Sezession und ihres Anhanges,- besondere Berücksichtigung der Graphik und Zeichnung. Sammler: Neueste Kunst sammeln im wesentlichen nur Frau Ida Bienert und Frau Dr. Steg mann,- andere Kunstfreunde erwerben hier und da, je nach Gefallen, aber nicht systematisch und umfangreich, Werke der mittleren Neueren, wie Brüche, Nolde etc. Die alten bekannten Sammler wie Schmitz und Rothermund usw. halten sich zur Zeit ganz zurüdc. A, B. DÜSSELDORE Es ist natürlich, daß in einer Stadt mit althergebrachter Kunstpflege die neue Kunst viel schwerer Boden gewinnt als in einer traditionell unbelasteten. Die starke Resonnanz, die der Expression nismus in den Nachbarstädten Köln, Hagen, Crefeld gefunden hat, steht in betrüblichem Gegen- satz zu der feindselig ablehnenden Haltung, die in Düsseldorf die Akademie und ihre zahlreiche Anhängerschaft der neuen Kunst gegenüber einnehmen, Die Akademie steht durchaus auf der Seite der Tradition,- was sie an frischen Kräften anzog, verfiel bald der Sterilität. Adolf Münzers Entwiddung beweist es. Und Nauen bewahrte ein glüddicher Instinkt davor, den ihm angebotenen Lehrauftrag abzulehnen. Eine vermittelnde StellungnimmtdieKunstgewerbesdhule ein,- und v. Ku= nowski, der Leiter der Zeichenlehrerschule, ist, trotzdem er nicht absolut auf Seiten des Neuen steht, demokratisch genug gesinnt, frisches und eigenwilliges Leben nicht zu unterbinden. Die städtischen Kunstsammlungen waren jahrelang der Lagerplatz übelsten Akademismus. Erst seit dem Prof, Koetsdhau die Leitung übernahm, kam Sinn und Ordnung in diese Wildnis. Sein Ziel ist es, einmal die alte gute Malerschule der Schirmer, Lessing, Achenbach u. a. in besten Exem^ plaren zu sammeln, daneben aber gute neue Malerei, soweit sie mit Düsseldorf im Zusammen^ hang steht, zu erwerben.