149 FRANKREICH. Edouard Manet Bildnis Claude Monets <Pinselzeidinung> Claude Monet, der Achtzigjährige und seine letzten Werke. Am 14. November dieses Jahres beging Claude Monet seinen achtzigsten Geburtstag — nicht als lebens® und arbeitsmüder Greis, sondern im Voll gefühl seiner Produktionskraft und seiner antikischen Vitalität. Monet ist ein geborener Pariser, aber er hat immer die Großstadt — ihre Sensationen und ihre Verführungen — gemieden, um auf dem Lande als leidenschaftlicher Gärtner, als Freund der Felsen, des Meeres, der Wälder und Felder ein an äußeren Ereignissen armes Arbeitsleben zu führen. Der un* geheure Erfolg, der wahrhaft internationale Ruhm, der seiner Kunst nach langen Jahren vollkommener Mißachtung zuteil wurde, haben seine Lebensgewohn® heiten nicht ändern können. Wenn auch Amerika heute märchenhafte Dollarsummen für Bilder Monets zahlt — ihr Schöpfer begnügt sich, der liebevolle Gärtner seiner Blumen zu sein und der unermüdliche Maler, welcher er seit seiner ersten Ausstellung in Rouen <1856) gewesen ist. Die Katastrophe des Krieges schien ihn zu über wältigen und zu lähmen. Aber das zweite Kriegs® jahr war noch nicht herum, als er daran ging, ein neues Atelier zu errichten — noch größer als seine zwei früheren — und Leinwandflächen zu bestellen von einem Riesenformat, wie er es seit seinen Mißerfolgen zwischen 20 und 30 Jahren nicht mehr verwendet hat. Bekanntlich bevorzugt Claude Monet seit den Jahren 1890—91 (wo die »Meules« [die »Heuhaufen«] ent® standen) die Serienmalerei, d. h. daß er ein und das* selbe Motiv, aber unter den verschiedensten athmo® sphärischen und optischen Einflüssen immer wieder darstellt. Eine der allerletzten Serien, die nun ihrer Vol® lendung entgegengeht, ist die der Wasserrosen. Man weiß, daß Monet seit 1903 das Motiv des Wasser* rosen*Bassins in unzähligen Gemälden kleinen For* mats behandelt hat. Die letzte Serie der Wasser» rosen- ist aber ein Werk von monumentalen Aus® maßen,- 5 Jahre hat es den Künstler beschäftigt. Es zerfällt — wie sich Arsene Alexandre ausdrückt — in 12 bis 15 Büchern und jedes Buch gliedert sich wieder in 2, 3, 4 oder 6 Gesänge. Es ist immer das gleiche Motiv: Pflanzen, Wasser und der Himmel, der sich im Bassin widerspiegelt. Aber die wech* selnden Tageszeiten verwandelten es zu immer neuer Schönheit. In ihrer Gesamtheit ergeben die «Varia* tionen« einen dekorativen Zyklus von nie dagewe* sener Farbenpracht. Er ist bestimmt eine Reihe von ovalen Sälen zu schmücken. Einer dieser Säle wird in den Besitz des Staates übergehen — dank der glücklichen Initiative des Direktors der »Schönen Künste«, M. Paul Leon, auf dessen Vorschlag ein eigenes Gebäude in der Nähe des Hotels Biron als Monet*Museum — ein Gegenstück zum Rodin® Museum — errichtet wird. Gleichzeitig ist es dem Staate gelungen, ein Haupt*Jugendwerk Monets, die 1867 vom Salon zurückgewiesenen »Blumenpflücken® den Frauen«, für den Louvre zu erwerben. Zeichnungen Picassos aus den Jahren 1917/20. Die Entwicklung Picassos ist reich an überraschen® den Peripetien. Aber dieser Künstler braucht seinen Standpunkt nicht zu wechseln, um immer neue Hori® zonte zu entdecken. Andre Salmon hat im ersten Heft der neuen Pa® riser Revue »L'Esprit Nouveau«, die, von Paul Dermee vorzüglich geleitet, eine der führenden Zeit® Schriften Europas zu werden verspricht, ein paar glänzende Seiten über Picasso veröffentlicht. Nach ihm liegt vor dem Kubismus, dessen Vorahner, wenn auch nicht Führer Picasso ist, die Epoche der Saltimbanques, die blaue Epoche und die