153 haben die Bilder und Zeichnungen von Nemes* Lamperth. Sein Griff hackt sich brutal, wie scharfes Gebiß in die Formen ein,- reißt und rafft die Flächen und Massen aus eruptiv geschwängertem schwarz und tief grünblau, aus rot und weiß aufzuckenden, erregten und durchrüttelten Fetzen zusammen,- preßt und spannt sie zur äußersten plastischen und dyna* mischen Verdichtung. Schwerblütige, gewaltige Menschenleiber lagern oder schleudern sich wuchtig ins Horizontale oder stehen in ruckweise aufeinander* getürmten Blöcken emporgereckt: triebhafte, spontan wachsende Monumentalität. Bodenstämmig und kraftvoll wölbend, doch ge schmeidiger und äußerst rythmiscb ist auch die Le* bendigkeit Stefan Szönyis. Die Bildeinheit steht hier noch in saftstrotzender Fühlung mit der Natur. Die Form schnellt und wuchert empor, ihre Schwin* gungen sind reich und gewagt, sie tanzt und läßt ihre Dynamik in verschwenderischer Lebensfreude spielen, oder dehnt sich in nachlässiger Ruhe, dabei heimlich lauernd wie ein junges, gesundes Raubtier. Mehely*Nagy: stark kubistisch erlebte Land* schäften, ruhig, gleichmäßig und tief leuchtende Flächen, die gedankenvolle, ernste Statik eines zeitlosen Raum* gefühles. Dann wieder Lithographien, Porträts und auch Landschaftliches, wo das Formganze sich aus fieberhaft pulsierenden und hämmernden, aber den* noch ziel* und wegbewußten Teilen blendend klar und rein emporhebt oder herauskristallisiert. Hier liegt ein Vergleich auf der Hand, der von diesem ein* zigen individuellen Punkte aus plötzlich die ganze, himmelweite Verschiedenheit von zwei Geisteswelten aufreißt/ von Mehely*Nagy, als künstlerischen Aus* druck einer objektiven, kristallharten Welt* und Lebensbejahung höchster. Intelligenz und Willens* kraft und von Kokoschka, als Gleichnis einer nur noch in extravaganten Zuckungen ihrer Nervensub* stanz lebenden Überkultur. Die naturdekomponierende Gestaltung Tihanyis nahm ihren Ausgang bei Cezanne. Tihanyi ist der einzige Maler jener gescheiterten Gruppe der Acht, dessen synthetische Bemühungen zu einwandfreien Ergebnissen führten. Er verschiebt und lockert die Formen, man fühlt die nervös tastende, aber schließ* lieh doch mit haarscharfer, chirurgischer Sicherheit zertrennende und zurechtrückende Hand eines un* barmherzigen Forschers — ein skeptischer und frag* mentarischer, aber ungemein geistreicher und über* legener Zug ins Negative. Anders der bis auf Mark und Bein positive Bela Uitz. Er hat immer reiche Fülle im Raum, das Gleichgewicht seiner Kompositionen ist vollkommen stabil, die Töne gesättigt und machtvoll. Die orga* nische Geschlossenheit der Teile und des Ganzen wirkt manchmal in runder Gelassenheit, ist aber sehr oft scharf und kantig gerafft und steigert sich dann zur wilden, trotzigen Monumentalität. Uitz hat Zeichnungen, wo das Raumgerüst in fest gestampften Massen schwer und breitspurig auf dem Boden lastet,- ein andermal stemmt sich alles steil drohend nach oben ,- ein dämonisch unheimlicher, etwas romantischer Zug von verhaltener Empörung, der auch in Porträtzeich* nungen erscheint. Uitz kennt auch den Pathos heroi* scher Kampfgebärden, doch er bleibt sich vielmehr treu in den Werken seiner neuesten Zeit. Hier sind alle Teile und Komplexe des empirisch * optischen Natur* und Menschenbildes aus ihrer ursprünglichen Fassung und Angehörigkeit heraus zu Komponenten einer reich gegliederten und bewegten Vision ent* wickelt, die vollkommene Naturüberwindung mit lückenloser Kompositionsgesetzlichkeit vereint. Zwingend, aber etwas trocken und pedant wirkt die Konstruktionsweise Knettys. Um so leiden* schaftlicher agitierend sind die Linoleumschnitte von Bertnyik, wo die Formen sich in krachender Em* pörung aufbäumen, stürzen und zerreissen. Es ist jedoch keine Bildanarchie dabei. Im Gegenteil. Jeder Formensplitter saust pfeilsicher aus dem strengen Ein* heitsgedanken der Komposition hervor. Viel loser und flüchtiger ist die psychologische aber noch immer nicht metaphysisch formlose, Bewegtheit des Linoleumwerkes von Mattis*Teutsch. Er und Bohacsek, der seine brustkranke Proletarier* existenz in demütigen und nur ganz schüchtern sehn* süchtigen Linien und Tönungen lyrisch und Märchen erlebend verklärte, sind Ausnahmen, die das allgemein Gesetzmäßige des ungarischen Schaffens, nämlich den Willen zur selbstherrlichen, monumentalen Objekti* vität nur erst recht bekräftigen. TSCHECHOSLOWAKEI. Die jüngste tschechische Kunst. der bildenden Kunst an die in Deutschland gut be* Die tschechische moderne Kunst hat in den letzten kannten sogen. »Hartnäckigen« (»Tvrdosijni«): J. Ca* zwei Jahren eine harte und große Arbeit bewältigt. pek, VI. Hoffmann, V. Späla und J. Zrzavy anknü* Literarisch an St. K. Neumann und Fr. Srämek, in pfend, haben anfangs Oktober etwa sechzehn junge