155 Giovanni Giacometti-Ausstellung in der Kunsthalle Bern. {Katalog mit guten Reproduktionen und einem Vorwort von A. Loosli.) Die erste Kol» lektiv» Ausstellung fand vor zehn Jahren in Aarau statt. Man staunt, wie gleich sich dieser Künstler ge» blieben ist. Trotzdem wäre es falsch, hier von Stag» nation zu sprechen. Die letzten Bilder {»Albiga» gruppe« und »Malojasee«, beide 1919) sind mit der» selben Frische und Kraft gemalt, wie z. B. das Alpen» bild des Luganer Museums, Eine Reihe von Zeich» nungen und Holzschnitten vervollständigen das Bild dieses Schaffens. Für das Jahr 1921 isteineinter nationale Kunst ausstellung im Genfer Wahlgebäude angesagt. Zürich. R. G. DIE ARCHE. Noch einmal: Cezanne und Zola. I m Klee»Sonderheft des »Ararats« war ein Gespräch Coquiots mit Zola über Cezanne veröffentlicht. Als Ergänzung und Verstärk kung folgt nun ein {bruchstückweise wie» dergegebener) Dialog zwischen Ambroise Volfard <dem Verfasser der monumentalen Cezanne»Monographie) und Zola über Cezanne, und anschließend einige Stellen einer Unterredung Vollards mit Cezanne über Zola. {Eine vollständige Mitteilung dieser Unterredungen Vollards findet man in Heft 9/VII der »Weißen Blätter», Paul Cassirer, Berlin.) Vollard: Welche Hoffnungen setzten Sie auf Cezanne? Zola: Unsere Kameraden waren leicht geneigt, ihn für einen Verirrten zu halten, ich aber wurde nicht müde, ihnen zuzurufen: Paul ist das große Malergenie! Ach, wäre ich nur ein guter Prophet gewesen! V.: Aber Cezanne war doch ein leidenschaftlicher Arbeiter, und was noch mehr, er hatte dichterische Phantasie. Z.: Mein teurer großer Cezanne besaß den Funken. War ihm jedoch das Genie eines großen Malers eigen, das Talent, einer zu werden, hatte er nicht. Er verlor sich zu sehr in seinen Träumen, in den Träumen, die ihre Vollendung nicht erlangten. Nach seinen eigenen Worten gab er sich zu den Illusionen in Pflegschaft. V.: Besitzen Sie Bilder von Cezanne? Z.: Ich hatte sie auf dem Lande verstecht: Auf Mirbeau's Drängen ließ ich sie hierher zurückbringen, aber ich würde sie nie aufhängen. Mein Haus ist, wie Sie wohl wissen, ein Haus der Künstler. Sie wissen auch, wie streng, aber auch wie gerecht sie gegen einander sind. Ich möchte den Gefährten meiner Jugend nicht diesen Pairs ausliefern, meinen liebsten Freund. Die Gemälde von Cezanne sind unter dreifachen Riegel verschlossen, dort in jenem Schrank vor bösartigen Blichen geschützt. Verlangen Sie nicht von mir, daß ich sie hervorhole, es tut mir zu weh, wenn ich daran denke, was mein Freund hätte werden können, wenn er nur seine Phantasie zügeln und seine Form aus» arbeiten gewollt hätte, denn wer als Poet geboren ist, der muß Arbeiter werden. V.: Und doch, Meister, an Ihren erprobten Rat» Schlägen hat es ja nicht gefehlt. Z,: Ich habe alles getan, um meinen lieben Cezanne zu galvanisieren. Die Briefe, die ich ihm schrieb, haben mich dermaßen erschüttert, daß ich sie noch bis zum letzten Wort im Gedächtnis habe. Auch »L'Oeuvre« habe ich ihm zu Liebe geschrieben: Das Publikum be» geisterte sich für dieses Buch, mein Freund blieb gleich» gültig. Nichts kann ihn mehr aus seinen Träumen erwecken, er wird sich immer mehr verschließen, fern vom wirklichen Leben, Cezanne: Es war kein Zerwürfnis zwischen uns, ich hörte als erster auf, Zola zu besuchen. Es behagte mir nicht mehr bei ihm, mit den Teppichen auf dem Fußboden, der Dienerschaft und dem, der jetzt an einem Schreibtisch aus geschnitztem Holz arbeitete. Mir war es schließlich, als machte ich bei einem Minister einen Besuch. Er ist — entschuldigen Sie, Herr Vollard — er ist — mit Verlaub zu sagen — ein schmutziger Bourgeois geworden. V.: Ich denke, das muß unglaublich anregend ge» wesen sein, die Begegnungen, die man bei Zola hatte: Edmond de Goucourt, die Daudets, Flaubert, Guy de Maupassant und viele andere. C.: Es kamen schon viel Leute, aber das war so stumpfsinnig, was man da zu hören bekam. Ich wollte eines Tages von Baudelaire reden: Dieser Name interessierte niemand. V.: Worüber unterhielt man sich denn? C.: Jeder sprach von der Höhe der Auflage, in der er sein letztes Buch erscheinen ließ oder sein nächstes erscheinen zu lassen hoffte,- selbstverständlich wurde dabei ein bißchen gelogen. Besonders die Damen sollte man hören. Madame X. sagte stolz und mit einem geringschätzigen Blich auf Madame Z.: »Wir haben