31 PUFFKE SEHNT SICH NACH DEM MITTELALTER Ja, Puffke sehnte sich nach dem Mittelalter. So eine alte Stadt wie Nürnberg oder Rothenburg oder auch bloß z. B. Anger münde — das war’s, was Puffke so recht eigentlich sich wünschte. Er, der Puffke, wollte garnichts von Hoch- und Untergrundbahn, oder D-Zug oder Flugzeug wissen — er wollte nicht mal ’n Closet mit Wasserspülung. Und warum? weshalb wollte Puffke das nicht? Direktem ang aus seelischem Drang wiollte das Puffke nicht. Seh’n Sie, dieser Mann, dieser wohllöbliche Bürger Puffke, der brauchte weder Kant, noch ’ne Ethik; Goethe brauchte er schon etwas mehr, jedenfalls wegen des Götz von Berlichingen mit der eisernen Faust, die w r ar ja auch Mittelalter, kurz der Puffke war so was, wie es Stirner im Individualanarchisten schildern wollte, aber nicht konnte: weil’s Puffke schon lebendig war, bei Gott er war’s, war ein absolutes, alleiniges Ich, ein Einziger!! Des star ken Ichgefühls wegen war dem Puffke die Wasserspülung auf dem Lokus zuwider, er machte auch so, was zu machen war; da er gut aß, so war’s, täglich zweimal, nicht wenig. Seine tiefsten Gedan ken dachte Puffke übrigens stets auf dem Ort. Und lesen tat er meistens (außer der Morgenpost, Verlag Ullstein & Co.) auch dort, wenigstens die bessern Sachen; deshalb lag immer ein Band Goethe dort herum. Ja, warum sehnte sich nun Puffke nach dem Mittel- alter? Einesteils also mal aus seelischem Drang wie gesagt, an- demteils — ja, andernteils aus vielerlei Gründen. Ihm paßte z. B. so’n modernes Wohnhaus nicht. Er, Puffke wollte außer ordent lichen, dicken Mauern auch noch das Bewußtsein, daß so’n Haus mit seiner Geschichte auch die Geschichte des Puffke auf die Nach welt bringen würde. So, wie auf der Wartburg der Tintenklecks gezeigt wird, den Dr. Martinus Luther nach dem Teufel an die Wand schmiß, so wollte auch Puffke was ähnliches machen. Aber was? Der Teufel erschien ihm nicht; und als er einem Steuer beamten aus Wut mal ’ne Injurie an den Kopf warf, setzte es ’ne hohe Geldstrafe. Das ließ man also besser bleiben. Ja, warum