39 Duckmäuser gesehen (wie widerspruchsvoll deutsche Väter sind!). Aber die Hinweise Mutter Kutschenbauchs auf Adolfs Zukunft als Reserveoffizier ließen den Herrn Papa unter heimlichem Argwohn und Fluch auf Berlin seine zögernde Zustimmung erteilen. Auch sonst wurde Adolf Kutschenbauchs Geist jetzt reger, seit er auch in Gotha mit Mädchen hin und wieder sich körperlich in gewissen Uebungen vervollkommnete. Er bekam sogar so etwas wie Geist und noch jetzt ist in einem seiner deutschen Aufsatzhefte folgende wahre und geradezu glänzende Abhandlung zu lesen: „Welche Marter sind deutsch geschriebene Bücher für den, der das dritte Ohr hat! Wie unwillig steht er neben dem langsam sich drehenden Sumpfe von Klängen ohne Klang, von Rhythmen ohne Tanz, welcher bei Deutschen ein Buch genannt wird! Und gar der Deutsche, der Bücher liest! Wie faul, wie widerwillig, wie schlecht er liest! Wie viele wissen es und fordern es von sich, zu wissen, daß Kunst in jedem guten Satze steckt, — Kunst, die er raten sein will, sofern der Satz verstanden sein will! Ein Miß verständnis über sein Tempo z. B. und der Satz selbst ist mißver standen! Daß man über die rythmisch entscheidenden Silben nicht im Zweifel sein darf, daß man die Brechung der allzustrengen Sy- metrie als gewollt und als Reiz fühlt, daß man jedem Staccato, jedem Rubato ein feines geduldiges Ohr hinhält, daß man den Sinn in der Folge der Vokale und Diphtongen rät, und wie zart und reich sie in ihrem hintereinander sich färben und umfärben können: wer unter bücherlesenden Deutschen ist gutwillig genug, solcher gestalt Pflichten und Forderungen anzuerkennen und auf soviel Kunst und Absicht in der Sprache hinzuhorchen. Man hat zuletzt eben das Ohr nicht dafür, und so werden denn die stärksten Gegen sätze des Stils nicht gehört und die feinste Künstlerschaft ist wie vor Tauben verschwendet!“ Das war nicht schlecht, und man kann daran sehen, wie ent wicklungsfähig so ein deutscher Jüngling wäre, wollte er nur das Glück einer vernunftmäßigen Erziehung genießen! Aber leider blieb Adolf bald wieder hinter sich selbst zurück. Ein ganz eigen tümlicher Forschungsdrang war über ihn Herr geworden, und, trotzdem er kurz vor dem Abiturium stand, (etwas spät infolge Nachsitzens in jüngeren Jahren) beschäftigte er sich fortab nurmehr