Ö
und mehr als amerikanisch, wir wollen gänzlich respekt
los sein, die schönste Vergangenheit soll uns nicht binden!
Der alte Staat und die Wirtschaftsformen verändern sich
unter dem Anmarsch der Arbeiterklasse: unsere Auf
gabe ist es, die entsprechenden Wirklichkeiten des geisti
gen Lebens, der sogenannten Wissenschaften und Künste
auf den Stand der Gegenwart zu bringen. Warum können
wir heute keine Bilder malen wie Boticelli, Michelangelo
oder Leonardo und Tizian? Weil sich der Mensch
in unserem Bewußtsein vollkommen verändert
hat, nicht nur weil wir Telefon und Flugzeug und
elektrisches Klavier oder die Revolverdrehbank
haben, sondern weil unsere ganze Psychophysis
durch die Erfahrung umgewandelt ist. Wir
haben nicht mehr das Gefühl der beschränkt-indivi
duellen Wichtigkeit eines Menschen, wie er im Mittel-
alter in einer engen Stadt lebte, mit einem Etwas von
Himmel über sich, das gerade auf dem Bilde des Künst
lers Platz hatte — wir durchmessen im Flugzeug den
Äther und sind zu kleinen Punkten im unbegrenzten Raum
geworden, den zu schildern die Perspektive nicht mehr
ausreicht. . . Lassen wir sie vergangen sein! Wer
Schönheit braucht, gehe ins Museum! Aber machen wir
kein Plagiat, es kann nicht mehr unsere Aufgabe sein,
den schönen Menschen zu verherrlichen, der naive Anthro
pomorphismus hat seine Rolle ausgespielt. Die Schön
heit unseres täglichen Lebens wird bestimmt durch die
Mannequins, die Perrückenkünste der Friseure, die Exakt
heit einer technischen Konstruktion! Wir streben wieder
nach der Konformität mit dem mechanischen Arbeits
prozeß: wir werden uns daran gewöhnen müssen, die
Kunst in den Werkstätten entstehen zu sehen!
Unsere Kunst, das ist schon heute der Film! Zugleich
Vorgang, Plastik und Bild! Unübertrefflich! Dies
ist der Mechanismus des kleinen, sentimentalen Lebens —
wir aber wollen uns von diesen Dingen nicht mehr
berühren lassen als von den Selbstverständlichkeiten
des Arbeitens, des Regnens, der Mückenstiche und
der sonntäglichen Betrunkenheit, die dem Puffke die