12 fordert. Wie Aphrodite aus dem Schaum, steigt das Weib aus der Wäsche. Dieser Hauch ihres Leibes ist mehr als eine Geste ihrer Hand. Das zeigt mir die verflucht bewegten Landschaften, wo es keine starren Formen mehr gibt. Die Kleider schmiegen sich und die Falten singen.“ Die Ekstase des Dr. Billig dauerte eine Viertelstunde, dann warf er plötzlich seine Kleider ab und turnte eine Zeitlang nach Müllers Sy stem. Er hatte die Fenster weitaufgesperrt, die Gärten standen in voller Blüte. Irgend wo wurde ein Kind geprügelt und man hörte die keifende Stimme einer Frau. Die Wirtin klopfte, als Billig seine Reithosen anzog. Sie sagte: „Hören Sie mal, ein so junger Mensch und so schläfrig. — Sie soll ten sich^ flj ah luftig ^besser ein- zu schweigen. Diese Zwickmühle hätte die sen und jenen zur Verzweiflung gebracht — aber Billig war ein heroischer Mensch. In der Küche fand er einen Abreißkalender, auf dem groß mit roten Buchstaben der Name Anny stand. Er besann sich auf Anny, die Tochter der Wirtin, und dachte .zugleich an Anny, die fünfjährige Stute, die heute Freund Callius in Hoppegarten laufen ließ. Das entschied plötzlich, der Plan war da. Auf der Straßenbahn traf er den Dr. Ohr mann, der eben von seiner Hochzeitsreise zurückkehrte und strahlend von einer neuen Wohnung erzählte. Billig lächelte bösartig. Das verdutzte den anderen so, daß er schwieg und tief in die Falten seines Stra ßenanzugs kroch. Billig traf auch die Ko kotte Kitty, die seinerzeit den sprechenden Hund mitgestartet hatte und zuhause über ihrem Bett eine Urkunde bewundern ließ, die ihr die Achtung eines bedeutsamen Ko mitees vermittelte, sie sei eine Züchterin erster Klasse. Billig lachte herzlich, wenn er an diese abenteuerliche Erscheinung dachte. Billig traf ferner den Oberkellner Mr. Wengs, der vor dem Kriege eine Seifenraffinerie jn Manchester besaß, eine Zeitlang in Ruhleben gesessen hatte und jetzt davon lebte, daß er Brotkarten unter der Hand verkaufte. Er wollte dem Billig, der sehr schnell vor beiging, noch etwas in die Tasche stecken, um ihn zu verpflichten, aber es gelang ihm nicht. Der Zug nach dem Rennplatz jwar so stark besetzt, daß die Glieder und Köpfe der Menschen aus den Fenstern heraus quollen. Die Pfeifen schrien in dem großen Wellblechkasten. Eine Maschine ließ un vermutet ihren ganzen Dampf ab, eine un erhörte Badeanstalt breitete sich aus. Billig hörte deutlich das Plätschern der Schwim menden, und einmal fiel ein schwerer Ge genstand mit einem Knall aufs glatte Was ser, daß die Leute ihr Entsetzen hinaus schrien. Billig hatte einem dicken Weib einen Stoß 'vor den Magen zu geben, bis er nach langem Suchen einen Platz im' Pack wagen fand. Es war dort anfangs sehr dun kel, bald aber gewöhnten sich die Augen an das Licht. Ein unverschämter kleiner Junge mit einer Schülermütze pfiff ohne Unterbrechung: Haltet aus, haltet aus im Sturmgebraus — bis ihm endlich Billig, der dem Wahnsinn nahe war, einen Tritt ins Gesäß gab. Das Kind schrie, als wäre es unter die Möfder gefallen. Die Mutter hetzte die Menschen gegen Billig auf, er sei ein roher und ungebildeter Mensch. „Ja — da gehen sie mit der Miene eines studierten Mannes umher -^Tfrenn es aber darauf an- m sI^k€ÄiO[i^^I|pien Kin- leife^d*^ Ctow'ImI willst. Das Pfeifen kann keiner dem andern verbiete! Wenn es dep^^iäfSicl Herr ja den! Ganz hinten ähnlichen Kiste gab es zwei Menschen, die Billigs Partei ergriffen. Es handelte sich um Lilly und Fritz, das geniale Tänzerpaar aus dem Wintergarten. Billig hütete sich aber, sich auf sie zu berufen; denn er wußte, daß sie jede Gelegenheit benutzen würden, um ihn anzupumpen. Die Luft wurde erstickend, ohne daß man etwas da zu tun konnte. Man saß in einem 1 Grabge wölbe, das zuweilen von Fackeln erhellt wurde — Streichhölzer, mit denen man die Zigarren anzündete. Billig fand den Renn platz ganz ausgezeichnet. Die grünen Rasen plätze wußten ihn zu beruhigen — man betrachtete mit einer willkommenen Ermü dung die Kleider der Frauen, die sich hier mit einer prätendierten Energie bewegten. Dann aber schellte es aus der Höhe, Billig suchte nach Takahaschi, dem Jokei des Dr. Callius. Takahaschi war ein Japaner von Geburt; d. h. seine Mutter konnte ihre Ber liner Herkunft nicht verleugnen. Der Vater stammte vom Fuße des Fudshi — Takaha schi selbst blieb als Klischee aller japani schen Eigenarten bewunderungswürdig. Er emer%!mkne oim mer sar^