iS fluchte: Dies Weib war die Konzentration aller fabelhaften Erlebnisse, die Verwirkli chung aller Sehnsüchte des ruhelosen Bür gers. Margot lächelte. Sie nahm Takahaschi mit starken Armen auf und setzte ihn auf ein Pferd. „Kommen Sie, Billig, ich will Ihnen andere Pferde zeigen.“ Auf einem ab gegrenzten Rasenplatz wurden Pferde von kleinen Burschen herumgeführt. „Sehen Sie, Billig — sie sagte nicht etwa ah, que c’est joli! — sagte Margot mit ihrer sehr tiefen und sonoren Stimme, „ich komme hier nur hin, um Pferde zu sehen — das Wetten lang weilt mich. Nach Schweiß und Angst im besten Falle einige Hundert Mark gewin nen, ist ein Vergnügen für Plebejer.“ Cal- iius drückte sich herum, um sich bemerk bar zu machen, Margot sprach aber weiter, ohne ihn anzusehen. „Sie mögen es mir glauben oder nicht — ich liebe nur Pferde und Bücher. Pferd erinnert mich an Flucht, siebzehntes Jahrhundert, Eleganz jeder Art. O — sehen Sie diese Muskeln — ich sah einen Boxkampf im Cirque in Paris — ich liebe diese Boxkämpfe, wenn das Blut fließt — die Plätze sind außerordentlich teuer, wie Sie wissen, und man ist ganz unter sich aber, mon dieu, ein Pferd ist ein ruhiges, erhabenes Schauspiel, ein vollendetes Kunst werk, ein exzellenter Genuß.“ Callius räus- )erte sich: im Moment wurde Anny vor- pgjeführt. Takahaschi lief mit ^krummen Tn40^t®h^. ( CNoch das ®tf Emu Anhy ;^pSj|l tlliüs JffanzU bedeutsam/ - ;,VOira;“ sagte Margot, die jemand in der Menge bemerkt hatte. In dem Gewimmel sah man die brei ten, enttäuschten Gesichter der Bürger frauen, die .„sich auch einmal ein Vergnü gen geleistet hatten“ — aber während der ganzen Zeit den Gedanken an den Eintritts preis nicht loswerden konnten. Die Gestalt des Schiebers in allen Variationen — der Ge heimpolizist — auf hundert Meter erkenn bar — mit dem forciert protestantischen Rentiergesidit, mit dem ungewickelten Re genschirm. Der Sohn des Volksschullehrers, der Gelegenheit hatte, in Offiziers uniform seine Kriegskreuze spazieren zu führen. — Billig sah betäubt in dem weiten Wirrwarr den Hut Margots verschwinden. „Mein Gott,“ sagte er sich, „was soll ich hier ohne sie?“ Callius sah Billigs Blick auf die Menge. Einer jener Flachköpfe, die aus der geringsten Gefühlsäußerung Worte machen können, sagte er: „Es ist erstaunlich, diese Kriegsexistenzen — wer das beschreiben könnte; die bekannten Bedingungen der Ge sellschaft sind aufgehoben, die Bestie tri umphiert.“ „Sie schreiben ja wohl,“ sagte Billig aus Höflichkeit, fortwährend mit Mar got beschäftigt, von der er zeitweise einen weißen Schimmer sah. „Oh, Sie belieben zu scherzen, mein Lieber,“ sagte Callius, „ich dachte, Talent zu haben — aber wenn man Gelegenheit hatte, unsere Großen zu lesen und zu verstehen. Wirklich — was meinen Sie?“ Billig wurde unruhiger und unruhiger. „Sagen Sie doch nur, Callius — wer ist diese außerordentliche Frau?“ Callius begann von einer Liebschaft zu re nommieren, er habe mit ihr ein halbes Jahr in der Schweiz gelebt — er sprach sogar von ihren Schenkeln, indem er mit der Pose eines internationalen Wüstlings durch die Zähne pfiff. „Wo haben Sie sie getroffen?“ „Sie spielte in einem Variete — nannte sich Bodin — Melitta Bodin — ach, sie hat ein seltsames Schicksal gehabt -r- ich würde es Ihnen gern erzählen, wenn nicht die Pflich ten der Diskretion — Sie können sich den ken, daß man einer Frau gegenüber, die sich einem ganz hingegeben hat, seine Verpflich tungen hat.“ Billig schüttelte sich vor Ekel, er sah, daß seine Glacehandschuhe geplatzt waren, und riß si^nwa über die ganze Hand eavajti CTofs^zTÜ" Ifetilflihrie eil xvm qeognifiqe eines[ c^tjiaue^s^ gef^tme, scnwarze wogen mit Hüten, Schirmen^ dumpfem' Geschrei stießen nach vorn — jetzt fiel ein Wind zwischen die Bäume, so daß die Zweige tief niedergebogen wurden und an dem Buffet die weißen Decken flat terten. Die Schelle schlug wieder an, dies mal kurz, bedeutungsvoll. „Start!“ sagte Callius, „jetzt noch zehn Minuten, und sie werden Anny laufen sehen.“ Er zog Billig in eine Ecke und wurde sentimental. „Hö ren Sie,“ .sagte er, „an diesem Pferd hängt meine Existenz und die Existenz meiner Familie. Ich beschwöre Sie — wetten Sie dreimal Hundert Sieg auf Anny — Sie ma chen ein gutes Geschäft und einem Freund helfen Sie aus einer Verlegenheit. Da Billig sich keine Mühe gab, aufmerksam zu sein und mit langem Hals nach Margot aussah, fuhr er fort: „Mein Gott — morden Sie mich nicht — haben Sie einen Augenblick Sinn für ein menschliches Schicksal.“