dem Zusammenbruch, durch Dr. Grohmann in Dresden veranstaltet worden, als noch wenig Neues sichtbar geworden war. So ist die Zürcher Ausstellung das erste umfassende Unternehmen, auf breiterer Basis eine Vorstellung der deutschen Kunst seit 1933 zu gewinnen. Aus dem von deutscher Seite gesammelten Bestand haben die Herren der Zürcher Ausstellungsleitung nach eigenem Ermessen gewählt, was ihnen für die Schweiz neu und für die deutsche Kunst kennzeichnend erschien, also unter bewußter Fortlassung von allem, was ähnlich auch anderswo entstanden sein könnte. Dieser für eine Auslandsausstellung einzig richtige Grundsatz wurde und wird nur zu’ oft außer acht gelassen. Für die Deutschen mußte manches Urteil überraschend sein. Uns fehlt die Uebersicht über das außerdeutsche Schaffen, und manches, was uns gewichtig erschien, wog leichter vor den Augen der Schweizer. So werden die Akzente in dieser Ausstellung anders ge- setzt, als es von deutscher Seite geschehen wäre. Wir hoffen mit den Schweizern: zur Steigerung ihrer Wirkung. Das Bild der deutschen Kunst nach dem zweiten Weltkrieg verleugnet die schweren und bedrückenden Erlebnisse der letzten 15 Jahre nicht. Seit 1933 hat es sich wesentlich gewandelt. Viele der großen führenden Meister leben heute nicht mehr, Rohlfs, Barlach, Kolbe, Kirchner, Klee, Schlemmer sind gestorben, Feininger, Beckmann, Kokoschka und viele Jüngere sind zu Beginn und während der Zeit der Diktatur ins Ausland gegangen. Denen, die dablieben und überlebten, von den führenden Malern vor allem Nolde, Schmidt-Rottluff, Hofer, Heckel, Dix, Baumeister, von den Bildhauern Marcks, Scharff, Matare — um nur drei zu nennen ‚— war seit 1937 jede Möglichkeit der Wirkung genommen, in manchen Fällen bis zum Verbot der Berufsausübung. Die starke seelische Belastung hat ihrer Kunst nichts anhaben können. Sie waren fest geprägte Persönlichkeiten vor Beginn der Verfemung, und sie konnten, trotz aller Abschnürung, weiter arbeiten und leben, weil ein wenn auch eng gewordener Kreis von Sammlern und Freun- den zu ihnen hielt, fester vielleicht sogar und verläßlicher als früher. Viel schwieriger war die Situation der Jüngeren, teils geistig, weil sie des Kontaktes mit den Werken der führenden Meister des In- und Auslandes beraubt waren, teils wirtschaftlich, weil es noch keine Sammlerkreise gab, die für sie eintraten, Sicher gab es überall Inseln, 10